Liken, daten, löschen – Liebe und Sex in Zeiten des Internets

Film von Constanze Grießler und Franziska Mayr-Keber
50min
Quelle: Pressebild (zdfPresse)
Quelle: Pressebild (zdfPresse)

Schnell, einfach, effizient: Die Partnersuche läuft zunehmend via Smartphone. Wer sich daten will, kann überall und jederzeit jemanden finden und, wenn es nicht passt, wieder loswerden.

Der Singlemarkt ist groß. In Deutschland, Österreich und der Schweiz leben 20,4 Millionen Menschen solo. Online-Dating ist längst kein Tabu mehr: Nicht nur Paare finden so zueinander, die Digitalisierung hat auch die Suche nach dem Abenteuer unkomplizierter gemacht.

Die Liebessuche im Netz mit den unzähligen Apps kann andererseits auch zu mühsamer Arbeit werden. Die Dokumentation beleuchtet Veränderungen, Hintergründe und Entstehungsgeschichte der heutigen Dating-Kultur.

"Dass wir eine Revolution lostreten, damit haben wir absolut nicht gerechnet. Alles was wir machen, ist einfach die Menschen direkt miteinander zu verbinden. Niemand muss heute an einem bestimmten Ort sein, um sich kennenzulernen", sagt Whitney Wolfe, heutige Chefin der Dating-App "Bumble" über den Erfolg der international erfolgreichsten Dating-App "Tinder". 2012 hat sie die Online-Matching-Plattform mitbegründet und das Dating damit fundamental verändert. Die intuitive Auswahl per Foto am Smartphone und der Zugang zum oder zur Anderen bei gegenseitigem Interesse, das berühmte "Match", ist heutzutage beliebtes Prinzip der Partnersuche.

Bei den großen Online-Partnerschaftsbörsen hingegen entscheiden Tests zum Ausfüllen sowie Algorithmen – angeblich - darüber, wer zu wem passt. Ein aufwendiges und geheimnisumwittertes Verfahren. Die berühmt-berüchtigte "Parship-Formel" wurde vom heute 87-jährigen Psychologen Hugo Schmale entwickelt. An die Bindung fürs gesamte Leben glaubt er selbst allerdings nicht: "Die Jungs und Mädels von morgen werden alle 90. Wenn sie sich schon mit 15 treffen, dann ist das eine seltsame Vorstellung, dass sie von 15 bis 90 in derselben Beziehung bleiben. Es ist normal, dass man sich verändert und da, verdammt noch mal, muss man die Möglichkeit haben sich auch wieder zu trennen." Von Unkenrufen wie dem angeblichen "Ende der Romantik" hält der Professor nichts, man könne sich ja einfach "auch zwei Kerzen neben den Computer stellen".

Ob über Parship oder Tinder oder, ganz klassisch, über eine Partnervermittlung: Dating ist in aller Munde: Doch wie und warum ist es überhaupt entstanden? Die Digitalisierung macht die Suche nach dem oder der "Richtigen" scheinbar einfach, ein paar Klicks und schon ist man in der "Dating-Zone". Millionen nutzen heute Dating-Plattformen und vor allem Apps. Bei Swipe beispielsweise entscheidet eine schnelle Fingerbewegung, ob uns jemand gefällt oder nicht. Nach rechts zu wischen steht für "interessiert", nach links für "lieber nicht". Nach dem Date wird der Kontakt oftmals ebenso schnell wieder gelöscht.

Für Moira Weigel hat Dating viel mit Arbeit gemeinsam, und das ist, so die Historikerin, nicht erst seit dem Internet-Zeitalter so. Auch früher mussten Frauen viel leisten, um am Markt einen Partner zu finden. Selbstdarstellung und Selbstoptimierung sind kein reines Phänomen der Smartphone-Ära. Die Soziologin Eva Illouz hingegen warnt: Der Kapitalismus hat auch die Liebe vereinnahmt.

Die Dokumentation von Constanze Grießler und Franziska Mayr-Keber entführt den Zuschauer in die Welt des Online-Datings und dessen Geschichte, und versucht, herauszufinden, was das digitale Liebeswerben verändert.

Quelle: Presseportal

Die Sendung wird ausgestrahlt am Mittwoch, den 13.02.2019 um 20:15 Uhr auf 3sat.

13.02.2019
20:15
Art:Dokumentation
Kategorie:Gesellschaft
Themenbereich:Liebe/Partnerschaft
Erstsendung: ORF/3sat