Terra X

Der Limes (1)

Grenzwall gegen die Barbaren

(vom 22.2.2010)
45min
Quelle: Pressebild (zdfPresse)
Quelle: Pressebild (zdfPresse)

Eine schwer befestigte Grenzanlage zieht sich vor beinahe 2000 Jahren quer durch ganz Europa - der Limes. Ein Bollwerk von Nordbritannien bis zum Schwarzen Meer.

Das Team von "Schliemanns Erben" spürt den immer noch vorhandenen Resten des Schutzwalls nach und begleitet Wissenschaftler, die mit ausgefallenen Ideen das Geheimnis des Limes zu enträtseln versuchen. Wozu diente der Grenzwall gegen die Barbaren?

Das römische Weltreich reichte von den Wüsten Afrikas bis in den Nordatlantik. Kriegsschiffe sichern die Flussgrenzen Rhein und Donau, den "nassen Limes". Palisaden, Wall und Graben, vier Meter hohe Mauern und Kastelle bilden den Landlimes quer durch Germanien, das wilde "Barbaricum". Der nördlichste Außenposten Roms war Britannien. Auch dort trennte eine Mauer die Bürger des Imperiums von den Barbaren: der Hadrianswall. Aus einem aufblasbaren Heißluftschiff, das exklusiv und zum ersten Mal für die zweiteilige Fernsehdokumentation den römischen Grenzwall befuhr, erkennen wir die gewaltigen Ausmaße des Limes in Britannien: 15 Kastelle, in denen eine 12 000 Mann starke Armee stationiert war.

120 Kilometer Mauer, 80 befestigte Tore, 158 Beobachtungstürme und hunderte Kilometer schnurgerader Verbindungsstraßen gehörten zum Verteidigungssystem Hadrianswall. Wie in Germanien lebten auch hier jenseits der Grenze etliche verschiedene Stämme. Sie liebten ihre Freiheit und Unabhängigkeit. Eine Zentralmacht, wie sie der Kaiser in Rom darstellte, akzeptierten sie nicht.

Zur Sicherung der römischen Gebiete östlich des Rheins und nördlich der Donau in den Provinzen Obergermanien und Raetien wurde ein zunächst hölzerner Palisadenwall gegen das Barbaricum errichtet: Der Obergermanisch-Raetische Limes lag auf dem Gebiet der heutigen Bundesländer Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern. In seinem Endausbau erstreckte er sich über eine Länge von rund 550 Kilometern von Rheinbrohl in Rheinland-Pfalz bis an die Donau südwestlich von Regensburg.

Damit ist der Obergermanisch-Raetische Limes nach der Chinesischen Mauer das zweitlängste Bauwerk der Menschheit. Mit seinen etwa 900 Wachttürmen und 120 größeren und kleineren Truppenlagern, die durch ein logistisch ausgefeiltes System miteinander verbunden waren, ist der Grenzwall Weltkulturerbe der UNESCO. Auch hier gelangen dem Filmteam spektakuläre Aufnahmen mit dem Heißluftschiff, von Römerturm 1 am Rhein über die Saalburg, diesem wilhelminischen Traum vom Imperium, bis zum Donaudurchbruch.

Die Erinnerung an die Bedeutung der Sperranlage verblasste im Laufe der Jahrhunderte. Die Wachttürme zerfielen zu Schutthaufen, ihre Steine wurden wie die Mauern der Kastelle als Baumaterial verwendet, die 80 Kilometer lange schnurgerade mächtige Befestigungsmauer galt als vom Teufel errichtet. Erst vor gut einem Jahrhundert konnte von der damaligen Reichs-Limeskommission der Verlauf des Bollwerks gegen die Barbaren nachgezeichnet werden. Seither wird ausführlich geforscht, rekonstruiert und weitergegraben.

So wissen wir genau, woher Öl, Oliven und Wein der Wachsoldaten an der Grenze zwischen Zivilisation und Wildnis stammten. Und auch woher das römische Geschirr kam, das auf germanischer Seite freigelegt wurde. Doch nicht alle Barbaren wollten bloß Handel treiben. In Franken gruben Archäologen zwei Germanensiedlungen aus, die nur zwei Kilometer voneinander entfernt lagen.

Während das eine Dorf von den Römern verplombte Waren geliefert bekam, gingen die zugewanderten Elbgermanen des zweiten Dorfes auf Plünderungszüge jenseits des Limes. Es gab germanische "Freunde", die sich arrangiert hatten, und zuwandernde aggressive "Feinde" Roms. Der Limes war keine unüberwindliche Festungsanlage und sollte es auch nicht sein.

Teil zwei direkt im Anschluss.

Quelle: Presseportal

Die Sendung wird ausgestrahlt am Sonntag, den 13.08.2017 um 10:25 Uhr auf ZDFneo.