Wer erschoss Siegfried Buback?

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Quelle: Pressebild (zdfPresse)
Quelle: Pressebild (zdfPresse)

Am 7. April 2017 jährt sich das Attentat auf Generalbundesanwalt Siegfried Buback zum vierzigsten Mal. Bis heute sind die wahren Täter der RAF nicht zur Rechenschaft gezogen worden.

Davon ist Sohn Michael Buback überzeugt. Die hochdramatische Geschichte des Karlsruher RAF-Anschlages endet nicht 1977, sondern geht bis zum heutigen Tage weiter. Seit zehn Jahren sucht der Chemie-Professor aus Göttingen nach den wahren Tätern.

Michael Buback recherchiert seither die unglaubliche Liste der Schlampereien, Unstimmigkeiten und Ungenauigkeiten bei den Ermittlungen von Justiz und zuständigen Behörden.

Er ist überzeugt: Die falschen Täter wurden verurteilt. Im Fall des Attentats von 1977 (RAF-Deckname "Margarine") habe es eine schützende Hand des Staates für eine der beteiligten Terroristinnen gegeben - für Verena Becker. Sie sei die Schützin gewesen. Zwanzig Zeugen, darunter vier Tatortzeugen, hätten eine zierliche weibliche Person auf dem Tatfahrzeug, eine Suzuki, in Karlsruhe gesehen. Doch deren Aussagen seien nie berücksichtigt worden - auch nicht im Nachfolgeprozess von Stuttgart im Jahre 2012.

Längst ist bestätigt, dass Verena Becker ab 1981 mit dem Verfassungsschutz kooperiert hat. Sie packte aus, enthüllte im Vorgang "Zauber" Namen, Strukturen und offenbar auch Depots der Terroristen. 1983 wurde Becker aus den Reihen der RAF ausgeschlossen. Seitdem gilt sie als Verräterin. Für ihre Kooperation wurde die Top-Terroristin (verurteilt wegen anderer RAF-Verbrechen zu zweimal lebenslänglich und 13 Jahren) nach neun Jahren und 53 Tagen Haft begnadigt. Sie kam am 30. November 1989 frei. Es war der Tag, an dem Alfred Herrhausen ermordet wurde.

Verena Becker lebt zurückgezogen in einem Villenviertel in Berlin-Schlachtensee und in einem einsam gelegenen Haus im Havelland. Die heute 64-Jährige erhält Sozialhilfe. Das Haus, 1994 gekauft, ist schuldenfrei. Becker könnte die Tat klären, schweigt bis heute beharrlich. Genau wie alle anderen RAF-Mitglieder. Das Schweigegelübde war 2007 auf einem geheimen Treffen in Mannheim erneuert worden.

Im September 1990, wenige Tage vor der Einheit, beschlagnahmte der Generalstaatsanwalt der DDR in Erich Mielkes Privatwohnung 17 Aktenbände. Unter Position 141 befand sich die Akte Verena Becker. Dort heißt es, dass "die B. (Becker) seit 1972 von westdeutschen Abwehrorganen wegen der Zugehörigkeit zu terroristischen Gruppierungen bearbeitet bzw. unter Kontrolle gehalten wird".

1986 erfuhr die Stasi, dass Becker beim Verfassungsschutz geredet hatte. Für Sohn Michael Buback ein weiterer Beleg, dass Verena Becker staatlichen Schutz erfahren habe, möglicherweise schon vor dem Attentat von 1977. Systematisch seien Belege verheimlicht oder verwischt worden. 1994 waren alle BKA-Spurenakten auf Weisung des Generalbundesanwaltes vernichtet worden - wegen "Platzmangel".

Wer erschoss Siegfried Buback? Wird hier möglicherweise ein beispielloser Justizskandal gedeckt? Grundlage des Films sind neue Dokumente aus dem Privatarchiv Buback, unveröffentlichte Geheimpapiere aus Archiven von MfS, BKA und GBA sowie Augen- und Zeitzeugenberichte. Zu sehen sein werden historische Aufnahmen aus den siebziger und achtziger Jahren. Zu Wort kommen ehemalige Ermittler, Staatsanwälte, Verfassungsschützer, Tatortzeugen, Experten und Aussteiger und Ex-Mitglieder der RAF.

Wir begleiten die Suche des Ehepaars Michael und Elisabeth Buback. Seit genau zehn Jahren gehen sie unermüdlich der Frage nach, wer den Vater und dessen beiden Begleiter Wurster und Göbel ermordet hat. Der 71-jährige Michael Buback sagt, das sei er seinem Vater Siegfried schuldig. Mord verjähre nicht.

Quelle: Presseportal

Die Sendung wird ausgestrahlt am Sonntag, den 04.06.2017 um 02:55 Uhr auf ZDFinfo.

04.06.2017
02:55
Art:Dokumentation
Kategorie:Wissenschaft, Technik und Umwelt
Themenbereich:Wissenschaft, Technologie