37°

Schulden, Pleite, Insolvenz

Wie Profis helfen

Film von Anne Kauth
(von 22.25 Uhr)
30min, Deutschland 2017
Quelle: Pressebild (zdfPresse)
Quelle: Pressebild (zdfPresse)

Tabuthema Schulden: unbezahlte Rechnungen, überzogene Konten, Mahnbescheide, am Ende der Gerichtsvollzieher. Schulden können zu einem riesigen Problem werden. Wie können Profis helfen?

Über Schulden spricht man nicht – dabei galten im Jahr 2016 mehr als zwei Millionen deutsche Haushalte als überschuldet. Hinter der Statistik stecken Schicksale: Menschen, die in eine tiefe Krise geraten sind, aus der sie oft aus eigener Kraft nicht herauskommen.

Wer es schafft, seine Scham zu überwinden und sich Hilfe zu holen, hat schon mal einen Anfang gemacht. Rund 1400 Schuldnerberatungsstellen gibt es in Deutschland. Hier arbeiten Menschen wie Ralf Berg oder Marlies Schmidt. Ihr beruflicher Alltag besteht darin, Menschen, die verschuldet sind und keine finanziellen Mittel haben, wieder eine Perspektive zu geben. Ihre Klienten sind Alleinerziehende, pflegende Angehörige, Arbeitslose, Rentner mit zu kleinem monatlichen Auskommen - die ganze Palette der sozialen Problemfälle.

Raus aus den Schulden, das ist das Ziel. Der richtige Weg kann dabei individuell sehr verschieden sein: ob in Form einer Privatinsolvenz, eines außergerichtlichen Vergleichs oder durch konsequentes Sparen. Der Beruf des Schuldnerberaters erfordert weit mehr als kaufmännische Rechenkenntnisse, oft stecken hinter den Schulden andere weitreichende Probleme.

"Man muss den Menschen als Ganzes betrachten mit all seinen Problemen und Schicksalsschlägen, sonst kommen die Schulden immer wieder", so die Überzeugung von Marlies Schmidt aus Perleberg. Die 60-Jährige ist ausgebildete Erzieherin und machte 2012 eine zusätzliche Ausbildung als Schuldnerberaterin. Ihr Einsatzgebiet ist die Prignitz in Brandenburg - ein strukturschwacher Landstrich mit hoher Arbeitslosigkeit. Das Schuldnerberatungs-Büro ist zwar in Perleberg, doch Marlies besucht ihre Klienten auch zu Hause.

Zum Beispiel Cindy K., die 23-jährige alleinerziehende Mutter von drei Kindern, die bereits in einer Insolvenz steckt. Doch jetzt sind neue Schulden entstanden. Wie lassen sich die abstottern, wenn die Familie am Existenzminimum lebt? Und dann ist da noch Frau G., die ihren Mann vorübergehend im Heim unterbringen musste, weil sie selbst einen schweren medizinischen Eingriff hatte. Die Kosten fürs Heim stürzten das Rentnerpaar in die Schulden. Marlies Schmidt muss den dementen Herrn G. wohl in die Insolvenz schicken.

Resultierend aus persönlichen Erfahrungen schulte der 50-jährige Ralf Berg bei der IHK zum Schuldnerberater um. Er ist im dicht besiedelten, von Arbeitslosigkeit geprägten Ruhrgebiet unterwegs. Auch Ralf Berg besucht seine schwierigen Fälle zu Hause. Wie Renate M.: Die Rentnerin ist mit rund 60 000 Euro völlig überschuldet. Nach dem Tod ihres Mannes brach das Finanzierungskonzept für die Kredite zusammen. Die 70-Jährige muss in die Insolvenz, dazu ist ihre Wohnung, in der sie 15 Jahre mit ihrem Mann gelebt hatte, für sie allein zu groß und zu teuer. Nun muss sie umziehen und ist mit der Situation komplett überfordert. Ralf Berg will sich für die alte Dame einsetzen. "Ich sehe den Menschen mit seiner Geschichte. Die Schulden zusammenzurechnen und einen Insolvenzantrag zu stellen, damit ist es nicht getan. Der Job geht immer mehr in die Richtung eines Sozialcoachings."

"37°" begleitet zwei leidenschaftliche Schuldnerberater bei ihrer täglichen Arbeit im Kampf gegen die Schulden - immer eng an der Seite ihrer Klienten.

Quelle: Presseportal

Die Sendung wird ausgestrahlt am Mittwoch, den 24.05.2017 um 03:25 Uhr auf ZDF.

24.05.2017
03:25
Livestream
Art:Dokumentation
Kategorie:Gesellschaft
Themenbereich:gesellschaftliche Problematik/Soziale Brennpunkte