Thema: Exportweltmeister- reicht das?

Moderation: Stephan Kulle

Quelle: ARD-Pressebild
Quelle: ARD-Pressebild

Deutschland ist Weltmeister - nicht nur im Fußball, sondern auch im Exporthandel. Von Maschinen über Fahrzeuge bis hin zur Chemieindustrie, die Marke Made in Germany ist nach wie vor weltweit gefragt. Aber - im Zuge von Protektionismus, Einfuhrzöllen und Abschottung - ist unsere Exportwirtschaft als Modell für ein prosperierendes Industrieland gerüstet für die Zukunft? Welche Weichen müssen neu gestellt werden? Muss Deutschland sich neue Märkte erschließen?
phoenix-Moderator Stephan Kulle und Professor Wolfgang Gerke, Präsident des Bayerischen Finanzzentrums München, erörtern diese und weitere Fragen in unserem Themenschwerpunkt "Exportweltmeister Deutschland - reicht das?". Thilo Brodtmann, Hauptgeschäftsführer vom Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau, berichtet über die Auftragslage bei einem unserer führenden Exportprodukte. Die Reportage "Der Irrsinn mit der Milch - global, billig, ruinös" berichtet über die neuen, fragwürdigen Exportwege in der deutschen Milchwirtschaft.

* Darin die Dokumentation: Der Irrsinn mit der Milch - Global, billig, ruinös

Film von Katarina Schickling
Überschüssige Milch wird zu Milchpulver verarbeitet, das war auch schon früher so. Bereits in den 70er und 80er Jahren war von Milchseen und Butterbergen die Rede. Was aber geschieht heute mit dem Überschuss? Export - so lautet das Zauberwort deutscher Agrarpolitiker.
Sie ermunterten die Milchbauern, weltweit neue Märkte zu erschließen. Auch gegen den Preisverfall schien es ein probates Heilmittel zu geben: Die EU kauft im Rahmen der sogenannten Marktintervention in großen Mengen Milchpulver auf und lagert es ein. Auf 350.000 Tonnen Milchpulver wurde im Jahr 2016 die Interventionsmenge erhöht - Milch, für die es in Europa keine Abnehmer gibt. In Afrika gibt es sie: Die Nachfrage nach Milchprodukten ist dort in den vergangenen zehn Jahren rapide gestiegen, vor allem nach Milchpulver, das den größten Teil des europäischen Milchexports ausmacht.
Für Länder wie Kamerun zum Beispiel hat die Milchschwemme aus Europa verheerende Folgen. Denn vielversprechende Ansätze eigener Milchwirtschaft werden im Keim erstickt. Molkereien, zum Teil sogar finanziert von europäischen Entwicklungshilfegeldern, stehen leer, weil die Bauern keine Milch anliefern. Denn sie wissen, dass ihre Milchprodukte mit denen aus Europa, die ja indirekt subventioniert werden, preislich nicht konkurrieren können. "Das ist nicht fair", sagt Hayatou El Hadji Souley, ein kamerunischer Milchproduzent. "Wir müssen doch unsere heimische Produktion steigern, um die Lebensbedingungen der Menschen hier zu verbessern." Genau das fordern auch deutsche Entwicklungshilfe-Politiker: Die Lebensbedingungen im subsaharischen Afrika sollen verbessert werden, damit die Menschen nicht als Wirtschaftsflüchtlinge nach Europa kommen. Aber gleichzeitig torpediert unsere Agrarpolitik ihre Anstrengungen, im eigenen Land eine Perspektive zu erwirtschaften.
Der Irrsinn mit der Milch geht aber noch weiter: Auf der Euro-Tier Messe in Hannover, der weltweit größten Messe für Nutztierhaltung, erfährt "ZDFzoom"-Reporterin Katarina Schickling, dass Kälber in unserer modernen Landwirtschaft keine Milch mehr bekommen, stattdessen Ersatzstoffe aus Pflanzenöl, zum Beispiel aus dem umstrittenen Palmöl. Denn für die Kälber ist selbst die Billigmilch immer noch zu teuer.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Freitag, den 03.03.2017 um 12:45 Uhr auf Phoenix.

03.03.2017
12:45
Livestream
Alternative Ausstrahlungstermine:
03.03.2017 12:45 Uhr Phoenix