betrifft: Demokratie - Wie denkt der Südwesten darüber?

Ein Film von Jasmin Klofta, Fabienne Hurst und Johannes Jolmes

Quelle: ARD-Pressebild
Quelle: ARD-Pressebild

Im idyllischen Haßloch in Rheinland-Pfalz ist die Welt noch in Ordnung - könnte man meinen. Doch auch hier, in der ganz normalen Kleinstadt sind viele Menschen unzufrieden: Die Politiker seien unfähig, Probleme überall, die Verhältnisse ungerecht, so heißt es hier. "betrifft" fragt nach: Warum hängen manche Bürger nicht mehr allzu sehr an der Demokratie oder könnten sogar gleich ganz auf sie verzichten?
Haßloch ist überall. In Deutschland verliert die Demokratie an Vertrauen: Laut einer Studie bezweifeln 48 Prozent der Deutschen, dass das System zurzeit wirklich funktioniert. Und elf Prozent wünschen sich sogar einen Führer, der das Land mit starker Hand regiert. Außerdem verlieren die Volksparteien nicht nur Mitglieder, sondern auch an Zustimmung. Das Gefühl "Die da oben machen doch eh, was sie wollen" grassiert - und mit ihm der Protest gegen das Establishment. Wie konnte es zu diesem Vertrauensverlust kommen?
Um das herauszufinden, hat sich "betrifft" ein halbes Jahr lang in Haßloch in der Pfalz umgehört - in dem deutschen Städtchen, das sich selbst nostalgisch "Dorf" nennt, trotz der 21.000 Einwohner. Es ist der Ort, in dem die soziale Struktur der gesamtdeutschen statistisch am ähnlichsten ist. Das Verhältnis von arm und reich, jung und alt kommt dem deutschen Durchschnitt hier sehr nahe. Viele neue Produkte werden deshalb in Haßloch getestet.
18,8 Prozent wählten die AfD. Jahrelang war alles wie immer: Mal regierte die SPD, mal die CDU, mal regierten beide - aber in den Grundzielen war man sich einig. Doch dann, bei der vergangenen Landtagswahl, wählten 18,8 Prozent die AfD. Die Lokalpolitiker verstehen seither die Welt nicht mehr. Ausgerechnet im idyllischen Haßloch nahe der Deutschen Weinstraße sind die Menschen so unzufrieden?
Haßlochs Bürgermeister Lothar Lorch hat seinen Schreibtisch auf den Marktplatz gestellt, um zu hören, was die Stadt für ihre Bürger tun kann. Die Lokalpolitiker wollen kämpfen. Der Film begleitet diejenigen, die ihre Wähler nicht aufgeben - und die nicht hinnehmen wollen, dass die repräsentative Demokratie plötzlich als verzichtbar behandelt wird. Sie lassen sich allerlei einfallen, um das Vertrauen ihrer Bürger zurückzuerobern: von Hausbesuchen bei Unzufriedenen über eine Bürgerbefragung zur Zukunft des Schwimmbads bis hin zum Bürgermeister-Büro auf dem Marktplatz. Manches geht gnadenlos schief, anderes überrascht und funktioniert viel besser als gedacht.
Ein Film über den gefühlten Wert von Demokratie.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Donnerstag, den 02.03.2017 um 03:55 Uhr auf SWR.