Zum Glück gescheitert

Viktor und der Selbstmord

Quelle: ARD-Pressebild
Quelle: ARD-Pressebild

An einem Freitag im November wirft sich Viktor vor einen Zug. Der Lokführer hat schon ein Tuch über den vermeintlich Toten gelegt, da entdeckt ein Polizist, dass Viktor sich noch bewegt.
Früher war Viktor ein unauffälliges Kind, scheinbar unbeschwert, sorglos, frei. Viktors Eltern bemerken bei ihrem Sohn zwar hin und wieder auffällige Verhaltensweisen, an eine schwere psychische Erkrankung denken sie aber zu keinem Zeitpunkt. In der Oberstufe am Gymnasium wird Viktor krank, nicht körperlich, aber in seinem Kopf macht sich ein Nebel breit, so beschreibt er es, alles wird immer dunkler. Ihm fällt es schwer, mit anderen Menschen zusammen zu sein. Trotzdem schließt er sein Studium ab, bekommt einen guten Job bei einer Fluggesellschaft, lebt in Amsterdam. Selbständig, aber einsam. An einem Freitag im November beschließt er, sich zu töten.
An jenem Tag an den Bahngleisen ruft der Polizist einen Notarzt. Und rettet damit Viktors Leben. Doch der kann zu diesem Zeitpunkt keineswegs dankbar sein, dass er gerettet wurde. Als er im Krankenhaus erwacht und realisiert, dass er beide Beine verloren hat, ist seine Todessehnsucht stärker als zuvor. Er bittet seinen Vater, ihm beim Sterben zu helfen, weil er selbst sich nicht mehr helfen kann: "Da habe ich gesagt: Ja, ich tue es für dich, unter Tränen." Der Vater verspricht seinem Sohn, ihm beim Sterben zu helfen und weiß doch, dass er dieses Versprechen nicht halten kann.
Auch Viktor begreift irgendwann, dass er einen anderen Weg finden muss und sucht Kontakt zu einem Sterbehelfer, um sich tödliche Pillen zu beschaffen. Doch als sie sich kennenlernen, freunden sie sich an. Wim Driedonks, der ihm eigentlich beim Sterben helfen sollte, sagt: "Von mir bekommst du nichts. Lebe!"
Das bringt Viktor zum Umdenken, vielleicht hat Wim ja Recht? Mit Hilfe einer Psychologin realisiert Viktor in vielen Gesprächen und Sitzungen, dass er bereits als Schulkind eine Depression entwickelt hat, die er wahrscheinlich auch nie mehr los wird. Und Viktor leidet an der sogenannten Borderline-Persönlichkeitsstörung, die dafür sorgt, dass er keine Beziehung führen kann, dass er Aggressionen gegen sich selbst entwickelt. Was ihm hilft, sind Tabletten, die er sein Leben lang wird schlucken müssen.
Heute kann Viktor Freundschaften pflegen und andere Menschen treffen und führt ein fast normales Leben. "Hätte ich das früher gekonnt, hätte ich keine Sekunde überlegt, mich vor einen Zug zu schmeißen", sagt er. "Im Endeffekt wollte ich mir gar nicht das Leben nehmen. Ich wollte ein anderes Leben!"
Der Film erzählt die Geschichte einer unerkannten Depression und wie diese fast zum Suizid führte. Heute kann Viktor sagen, dass er zum Glück mit seinem Suizidversuch scheiterte.
Film von Jule Sommer und Udo Kilimann

Die Sendung wird ausgestrahlt am Freitag, den 24.02.2017 um 17:15 Uhr auf ARD alpha.