Geisterzug und Mistegang

Karnevalsbräuche in Rheinland und Westfalen

Die Menschen lieben den Karneval! Und offensichtlich auch alle Bräuche, die dazu gehören. Besonders skurril sind sie zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch. Im Rheinland und in Westfalen gibt es Geisterzüge, Rathausstürmungen und Strohpuppen, die zum Abschluss der Session verbrannt werden. Zum närrischen Treiben gehört aber auch der urige Ärzebär dazu, der in Kommern umgeht. In Alendorf in der Eifel wibbeln die Möhnen, im Sauerland ziehen die Kinder von Haus zu Haus. Sie erbetteln sich Süßigkeiten und andere Leckereien, um sich den Bauch vollzuschlagen. "Lüttke Fastnacht" heißt das hier.
Karnevalsbräuche sind merkwürdig und manchmal uralt. In Köln beharken sich seit ewigen Zeiten "Jan und Griet" zur Weiberfastnacht, in Blankenheim in der Eifel hüllen sich die Geister in Bettlaken und in Delbrück bei Paderborn greifen kostümierte Reiter im Galopp nach einem hängenden Kranz. Besonders heftig geht es in Züschen bei Winterberg zu. Hier setzen junge Männer die Mädchen auf den Mist! Ein derber Spaß, den die jungen Frauen noch nicht einmal schlimm finden!
Die Karnevalszüge in den Hochburgen Düsseldorf und Köln sind natürlich das Ereignis der Session. Aber auch in Unna gibt es einen Zug, Teilnehmerzahl: 1! Helmut Scherer hat in der Karnevals-Diaspora Unna vor Jahrzehnten damit angefangen Karneval salonfähig zu machen. Anfangs mit mäßigem Erfolg, doch mittlerweile will Unna nicht mehr vom Karneval lassen. Helmut Scherer missioniert mittlerweile in Kamen, das liegt bei Dortmund.
So unterschiedlich die Bräuche zu Karneval sind, in einem sind sich Rheinländer und Westfalen erstaunlich einig. Am Ende muss eine Strohpuppe für alle Sünden der Narren und Jecken büßen. Nubbel, Dickkopp, Lazarus oder Morio gehen in Flammen auf.
Selbst am Aschermittwoch ist noch nicht alles vorbei. In Havixbeck im Münsterland feiern die Männer den "Askedag" - bei Doppelkopf und Bier. Karneval ist schließlich nur einmal im Jahr!

Die Sendung wird ausgestrahlt am Samstag, den 25.02.2017 um 09:00 Uhr auf WDR.