Glotzen statt helfen

Härtere Strafen für Gaffer

Quelle: ARD-Pressebild
Quelle: ARD-Pressebild

Schaulustige an der Unfallstelle, die ihre Smartphones zücken, die Feuerwehr oder Polizei behindern. In den letzten fünf Jahren haben sich solche Fälle gehäuft, sagt die Gewerkschaft der Polizei. "Aus dem Schießen von Fotos ist mittlerweile eine aktive Behinderung geworden", bestätigt der Vorsitzende des Landesfeuerwehrverbandes Sachsen-Anhalt, Kai-Uwe Lohse. Doch direkt bestrafen kann man Gaffer bisher nicht.
Das will die Politik ändern. Auf Landesebene, wie in Sachsen-Anhalt, mit einem überarbeiteten Brandschutzgesetz. Innenminister Holger Stahlknecht spricht hier von Ordnungsstrafen bis zu 25.000 Euro. Auf Bundesebene soll es ein "Gaffer-Gesetz" geben. Doch es gibt Kritik: "Das Strafrecht wird damit als Allheilmittel missbraucht", meint Ulrich Schellenberg, der Präsident des Deutschen Anwaltsvereins. Statt Hilfe für die Praxis zu leisten, bedeute das Gesetz eine unrealistische Belastung von Anwälten und Gerichten. Hinzu kommt der Personalmangel im Polizeidienst, um Gaffer zur Verantwortung zu ziehen.
Gaffen behindert aber nicht nur Helfer, sondern hinterlässt tiefe Spuren bei den Betroffenen wie Dominik Steffens. Sein lebensgefährlicher Autounfall wurde gefilmt und ins Netz gestellt. "Das war für mich pure Scham und psychische Belastung. Meine Psychologen haben mir daraufhin geraten, das Video nicht mehr zu gucken."
Die "Exakt - Die Story"-Reporter fragen bei Verantwortlichen, Betroffenen und Psychologen nach. Wie gefährlich ist das Gaffen? Was bringen schärfere Gesetze? Und wann kippt Schaulust in strafbares Handeln?
Ein Film von Lisa Kettwig und Heiko Kunzmann

Die Sendung wird ausgestrahlt am Donnerstag, den 23.02.2017 um 02:30 Uhr auf MDR.