Verfolgt von den Nazis

Ingeborg Hecht - Lily van Angeren

Ingeborg Hecht wurde 1921 in Hamburg geboren. Ihre Eltern lebten in einer von den Nazis so genannten Mischehe. Ihr Vater, Dr. Felix Hecht, war ein jüdischer Anwalt und ihre Mutter eine adelige Protestantin. Als sich die Eltern kurz vor dem Machtantritt Adolf Hitlers 1933 aus persönlichen Gründen scheiden ließen, ahnten sie noch nicht, was das für die Familie bedeuten würde. "Meine Mutter konnte ja nicht ahnen, dass mit der Scheidung die Gesetze meinen Vater nachher so behandelt haben, dass er nicht mehr geschützt war", erinnert sich Ingeborg Hecht. Denn die Nürnberger Gesetze von 1935 systematisierten die Verfolgung und Ächtung der Juden. Als geschiedener Mann verlor der Vater von Ingeborg Hecht auch den von den Nazis noch gewährten Schutz der "Mischehe". Sogar der Kontakt zu seiner eigenen Tochter wurde ihm verboten. 1944 wurde Felix Hecht ins Konzentrationslager gebracht, nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Ingeborg Hecht erzählt von der Sorge um den Vater, von den wenigen heimlichen Treffen. Sie berichtet von ihrer Jugend, die von Einschränkungen, Bedrohungen und Ängsten geprägt war. Sie hat darüber auch ein Buch geschrieben, unter dem Titel "Die unsichtbaren Mauern".
640 Deportationszüge rollen von 1942 bis 1944 nach Auschwitz. Unter den Deportierten auch etwa 23.000 Sinti und Roma, die größte Gruppe der Opfer nach den Juden; etwa 500.000 werden vom Regime der Nazis in ganz Europa ermordet. Unter den Deportierten ist auch Lily van Angeren. Als so genannte Artfremde, ausgeschlossen aus der Volksgemeinschaft, werden die Sinti und Roma bereits 1935 in Deutschland verfolgt. Lily van Angeren, Jahrgang 1924, hat sechs Geschwister. Der Vater ist Musiker, die Mutter handelt mit Kurzwaren. 1938 wird der Vater verhaftet. Erst 1942 erfährt die Familie, dass er im Konzentrationslager Oranienburg ist. Wenig später wird auch seine 19-jährige Tochter nach Auschwitz deportiert, dort, wo gleichsam am Fließband gemordet wird. Ihr Bruder stirbt, Verwandte sterben, sie selbst wird Opfer grauenvoller medizinischer Experimente, bis ihr ein polnischer Häftling zu einem Posten in der Schreibstube verhilft. Im August 1944, im Zeichen der anrückenden sowjetischen Armeen, wird das so genannte Zigeunerlager von der SS aufgelöst. Wer nicht mehr arbeitsfähig ist, wird vergast, 3.000 Menschen in einer Nacht. Lily van Angeren kommt ins Konzentrationslager Ravensbrück. Nach der Evakuierung des Lagers kann sie auf dem anschließenden Todesmarsch der SS entkommen. Nach dem Krieg lebt Lily van Angeren in Holland.
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Die Sendung wird ausgestrahlt am Dienstag, den 21.02.2017 um 10:50 Uhr auf HR.