Dunkler Himmel - Weiße Wolken

Astrid Lindgren und die Kinder von Novosibirsk

Quelle: ARD-Pressebild
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"Dunkler Himmel - Weiße Wolken" erzählt exemplarisch von Kindheitserfahrungen in Schweden und in Russland, im Westen wie im Osten. Es ist eine universelle, menschliche Geschichte. Erzählt wird, wie jeder Mensch versucht, die Kindheit in seiner Seele zu behalten, allen Härten des Lebens im Erwachsenenalter zum Trotz. Im Mittelpunkt des Dokumentarfilms steht einerseits die Welt der schwedischen Kinderbuchautorin Astrid Lindgren, die wie kaum eine andere ihren Lesern den Zugang zur Kindheit verschafft. Andererseits der sibirische Regisseur Petr Anofrikov, der in seinem Filmstudio Poisk Astrid Lindgrens Visionen beschwört, indem er Kinder dazu anleitet, kurze Zeichentrickfilme zu realisieren.
Die große schwedische Kinderbuchautorin Astrid Lindgren wurde geprägt von ihrer humanistischen Erziehung. In ihren Texten und Büchern gab sie diese Erfahrung an Leser auf der ganzen Welt weiter. Lindgrens Schriften machen im Lauf der Zeit jedoch auch eine Entwicklung durch, der Grundton der Heiterkeit wandelt sich bis hin zu Tragik, weshalb die schwedische Autorin von einigen auch "Dostojewski von Vimmerby" genannt wird.
Der Film lässt mit Hilfe von Animationen eine Parallelwelt entstehen, das Land der Dämmerung, ein Abbild der bezaubernden Welten, die sich die große schwedische Schriftstellerin Astrid Lindgren einst ausdachte. Dort endet die Kindheit niemals, es gibt weder Zeit noch Tod, weder Böses noch Leid, und es existiert auch keine Einsamkeit. Eine Welt, in der Astrid Lindgren mit ihren Geschichten weiterlebt. "Wir sind davon überzeugt," so Regisseur Pavel Golovkin, "dass ein jeder von uns ein Bedürfnis hat nach einer solchen gerechten Welt, die zugleich Symbol ist für die Kindheit, das Paradies, das menschliche Gedächtnis und die Nostalgie." Astrid Lindgren hat unseren Blick auf die Kindheit verändert und viele Menschen gelehrt, wie man glücklich sein kann.
Das sibirische Kinderfilmstudio Poisk, gegründet vor 40 Jahren von dem Regisseur Petr Anofrikov, lässt diese Visionen lebendig werden. Hier erstellen Kinder Zeichentrickfilme, die auf Filmfestivals für Furore sorgen. Doch das Projekt ist in Gefahr. Das Filmstudio arbeitet in einer alten Holzbaracke in Nowosibirsk, es fehlt an Geld und Unterstützung. Petr Anofrikov führt seit vielen Jahren einen Kampf gegen die Bürokratie für seinen Traum: ein neues Gebäude für sein Filmstudio. Der berühmte Trickfilmzeichner Juri Norstein sagt Hilfe zu. Allerdings ist sein eigenes Schicksal trotz seines Ruhms und all der erworbenen Titel noch viel komplizierter. 1985 hatte ihn das staatliche Studio Sojusmultfilm entlassen, ein vier Jahre zuvor begonnener Trickfilm in Spielfilmlänge über Nikolai Gogols "Der Mantel" blieb unvollendet. Wenn Norstein und Anofrikov von ihren Träumen und ihrem Schicksal erzählen, entwickeln sich ihre Geschichten zu einer Metapher für die in den meisten Teilen der Erde herrschende Einstellung des Menschen zur Kindheit, zur Kultur und auch der Menschen zueinander.
Dokumentarfilm Russland 2014
"Dunkler Himmel - Weiße Wolken" ist ein philosophisch-poetischer Film über das Leben - darüber, wie es uns Erwachsenen nach und nach all das nimmt, was es uns als Kind geschenkt hat: Zärtlichkeit, Vertrauen, das Gefühl für Schönheit und echte Freiheit. Und obgleich in diesem Film menschliche und historische Erfahrungen in Russland und Schweden miteinander verglichen werden, ist es ein Film über den Weg, den wir alle beschreiten.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Mittwoch, den 15.02.2017 um 23:30 Uhr auf SWR.