Gewaltfrieden (2)

Die Legende vom Dolchstoß und der Vertrag von Versailles

Quelle: ARD-Pressebild
Quelle: ARD-Pressebild

Noske lässt Aufstände von links im ganzen Reich mit Gewalt niederschlagen - auch Wöllke fällt dieser brutalen Repression zum Opfer. Die Republik muss immer härtere Waffenstillstandsbedingungen akzeptieren. Doch die schwerste Probe kommt am 7. Mai, als die Alliierten einen Friedensvertrag vorlegen, den Politiker aller Lager empört ablehnen. "Welche Hand müsste nicht verdorren, die sich und uns in solche Fesseln legt", ruft Ministerpräsident Scheidemann der Nationalversammlung zu.
Die alliierten Truppen stehen am Rhein, zur Annahme des Vertrages bleibt nicht viel Zeit. Die Verhandlungen zwischen Alliierten und der deutschen Regierung in den Monaten Mai und Juni verlaufen hoch dramatisch. Der französische Marschall Foch rückt nicht von den Vertragsforderungen ab und setzt ein Ultimatum. Mehrmals droht eine deutsche Ablehnung, die Besetzung und Zerschlagung des Deutschen Reichs scheint unausweichlich. Alle Lager eint die empörte Ablehnung jener "Schmachparagraphen", die alle Schuld für den Krieg dem Deutschen Reich aufbürden und die Auslieferung des deutschen Kaisers verlangen. Dokumente, die diese Schuld belegen, werden vom deutschen Kabinett schließlich zurückgehalten.
Während Hauptprotagonist Matthias Erzberger, der Erniedrigte von Compiègne und gemäßigte Militärs wie Groener dennoch für die Annahme eintreten, wollen die Generäle um Lüttwitz und Reinhardt lieber kämpfend untergehen. Doch das Reich hat niemanden mehr, der kämpfen könnte. Unter der Last des Konflikts tritt das Kabinett Scheidemann zurück, die Alliierten stellen ein Ultimatum von 24 Stunden. Als am 28. Juni 1919 die deutsche Delegation im Spiegelsaal von Versailles den Vertrag unterzeichnet, ist das Narrativ vom "Schand- und Diktatfrieden" geboren und die Legende vom Dolchstoß und den "Novemberverbrechern" zementiert.
Reaktionäre Militärs und Politiker wie Kapp, Pabst, Lüttwitz und Ludendorff rüsten zum Angriff auf die Republik, die sich den "alliierten Tyrannen" so schmachvoll gebeugt hat. Der scharfsinnigen Beobachter Harry Graf von Kessler bemerkt diese "Gewitterschwüle", die den sich anbahnenden Krieg von rechts gegen die Republik ankündigt und, wie man weiß, zu einer weiteren Katastrophe führen wird.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Samstag, den 11.02.2017 um 20:15 Uhr auf ARD alpha.

11.02.2017
20:15
Livestream
Alternative Ausstrahlungstermine:
11.02.2017 20:15 Uhr ARD alpha