Der Tag nach dem Feuersturm

Das Panorama Dresden 1945

Quelle: ARD-Pressebild
Quelle: ARD-Pressebild

Es ist sein gewagtestes Bild, sein schwärzestes, sein härtestes: DRESDEN 1945 als XXL-Gemälde auf rund 30 x 100 Metern Polyester. Yadegar Asisi, das Maler-Genie, der Perspektiven-Guru und Erneuerer der großen Panoramen-Welten wagt sich nach Publikums-Rennern wie "Rom 312" oder "Leipzig 1813" an "Dresden 1945". Aber: Wer will diese Großstadt-Sinfonie des Untergangs und des Schmerzes, des Grauens und des Sterbens sehen? Asisi weiß: Mit diesem Bild kann er auch grandios scheitern!
Über 50 Dresdner oder deren Nachfahren folgten seinem Aufruf und schickten Kartons voller Fotos, Foto-Alben und Dokumente, die Dresdens Stadtbild zwischen etwa 1930 bis in die 50er Jahre hinein dokumentieren. Mit Hilfe eines vielköpfigen Teams rekonstruiert Yadegar Asisi so akribisch wie möglich das Bild einer Stadt im Moment der Ohnmacht: Einen Tag, nachdem alliierte Bomber-Verbände in vier verheerenden Angriffswellen die Stadt ab dem 13. Februar 1945 in Schutt und Asche legten! Es ist jener Moment, da die Überlebenden im Schock-Zustand aus den Trümmern kriechen und die kühne Kuppel der Frauenkirche gerade in der Hitze des Feuersturmes implodiert.
Der Film begleitet Asisi bei seinen Entscheidungen: Wie viel Tod, wie viele Tote, wie viel Feuer und Rauch, wie viel Schnee, wie viel Nazi-Propaganda war zu sehen, muss zu sehen sein, will ich, muss ich zeigen? Eine künstlerische Herkules-Arbeit!
Doch neben einem spannenden Making-of von "Dresden 1945" wird im Film auch erzählt, wie Asisi zur Panoramen-Malerei fand, worin er das Erfolgs-Rezept seiner Arbeiten sieht. Und er gibt erstmals freimütig Auskunft über seine persönliche Geschichte: Wie der Vater vom Schah von Persien als Staatsverräter hingerichtet wurde und die DDR der Familie politisches Asyl anbot, wie er seine Kindheit und Jugend in Halle, Leipzig und Dresden verbrachte und warum er sich heute mehr "als Ossi denn als Orientale" fühle. Auch durch diese Nähe zu den Dresdnern glaubt Asisi, das Recht und die Verpflichtung zu haben, über den Bombenangriff ein Panoramen-Requiem zu entwickeln. Und dabei die Fragen nach Schuld und Sühne, nach Aufbau-Leistung und Aufbau-Fehlern nicht auszusparen.
750 Kilo Stoff lassen "Dresden 1945" entstehen und verdecken im Panometer das Bild vom barocken "Dresden 1756". So sind Blüte und Untergang einer Stadt quasi Haut auf Haut gelegt. Und Yadegar Asisi steht mitten in der Diskussion: Wie wird der Feuersturm von 1945 zu bewerten sein? Wie bewertet er ihn ganz persönlich? Als Verbrechen? Als logische Folge eines Krieges, den Deutschland angezettelt hat?
Der Film "Der Tag nach dem Feuersturm - Das Panorama Dresden 1945" mischt sich in die Erinnerungsdebatte an der Elbe ein, die Asisi auch stellvertretend für die Debatten in Magdeburg, Halberstadt, Nordhausen, Kassel, Nürnberg oder Plauen begreift. Ganz leiste sagt er im Film kurz vor den emotional schwierigen Foto-Aufnahmen mit Komparsen in aschestaubigen Mänteln mit blutverschmierten Gesichtern: "Ich kann einfach nicht anders - dieses Bild muss ich machen."
Aus der Reihe "Der Osten - Entdecke wo du lebst"

Die Sendung wird ausgestrahlt am Samstag, den 11.02.2017 um 11:45 Uhr auf MDR.