Raubkatzen auf dem Sofa

Exakt - Die Story

Quelle: ARD-Pressebild
Quelle: ARD-Pressebild

Kuschelstunde mit einem Tiger für jedermann - Dompteuse Carmen Zander aus Schkeuditz muss sich über mangelnde Nachfrage dafür nicht beklagen. Wilde Tiere faszinieren schon immer viele Menschen. Nicht allen reicht ein Besuch im Zoo. Die Anzahl von exotischen Haustieren in Privatbesitz nimmt stetig zu. Löwen, Geparden, Pumas, Luchse oder Affen haben längst ihren Platz in deutschen Stuben und Vorgärten gefunden. Nach Analysen der Tierschutzorganisation Pro Wildlife fanden allein übers Internet innerhalb von vier Jahren etwa 2400 Affen und 2800 Raubtiere ihren Weg in normale Haushalte.
"Exakt - Die Story" besucht eine Thüringerin, die jahrelang zwei Rhesusaffen im Privatgehege hielt und wie Kinder behandelte, trifft einen Mann aus Sachsen-Anhalt, der sich übers Internet zwei junge Löwen kaufte und die irgendwann dann aus ihrem Privatgehege entwischten. Wir haben die aufwendige Rettungsaktion für beide Raubkatzen verfolgt und die nun fast ausgewachsenen Löwen in ihrer neuen Heimat, in Spanien drehen können.
In vielen Bundesländern muss man solch exotische Haustiere nur beim Ordnungsamt und der Veterinärbehörde anmelden. Es reicht oft, wenn Löwe, Lemuren und Co. ausbruchsicher untergebracht werden können und wenn die Tiere nicht aus Wildfängen stammen. Spezielle Kenntnisse über Haltung, Ernährung und Eigenheiten sind kaum nötig.
Aber, was passiert, wenn die Tiere ihren Besitzern zu viel oder wegen schlechter Haltung von Ämtern beschlagnahmt werden? In Deutschland gibt es nur wenige Auffangstationen für Raubkatzen oder Affen. Betrieben werden sie von Vereinen, die auf Spenden und Mitgliedsbeiträge angewiesen sind, um die aufwendige Pflege und Unterbringungen der abgelegten "Lieblinge" finanzieren zu können. Im Raubtierasyl Ansbach bei Würzburg benötigt Vereinschef Olaf Neuendorf beispielsweise pro Monat Fleisch von sechs Rindern und dutzenden Hühnern, um die fünf hungrigen Tiger, den Puma und den Luchs, einen Affen und zwei Füchse zu versorgen.
Die Autorinnen Birgit Mittwoch und Anett Wundrak folgten der Spur eines Zootierhändlers, dessen Geschäftsgebaren dubios und über dessen Handelswege wenig bekannt ist. Sie fragten auch in deutschen Zoos nach, denn dort sind Wildtierabgaben an Privatleute keine Seltenheit. Sind großangelegte Zuchtprogramme und Nachwuchs in Tiergärten nicht Teil des Problems? Auch dieser Frage geht "Exakt - Die Story" nach und versucht, die Faszination von wilden exotischen Tieren auf viele Menschen zu ergründen.
Film von Birgit Mittwoch und Annett Wundrak

Die Sendung wird ausgestrahlt am Donnerstag, den 02.02.2017 um 02:30 Uhr auf MDR.