Mariupolis

Dokumentarfilm Frankreich / Deutschland / Litauen 2016

Quelle: ARD-Pressebild
Quelle: ARD-Pressebild

In dem in der Ukraine östlich der Krim gelegenen Ort Mariupol, einst von Griechen bevölkert, ist der Alltag von Bombendrohungen bestimmt. Mantas Kvedaravicius' Dokumentarfilm ist eine bildgewaltige Hommage an eine Stadt in der Krise, die Widerstand leistet, mit Waffen und ungebrochenem Lebenswillen. Obwohl sich der Krieg längst in den Alltag eingeschlichen hat, gehen die Arbeiter der Stahlfabriken und Kohlebergwerke weiter ihrer Arbeit nach.
Die meisten der rund 500.000 Einwohner arbeiten in der Stahlindustrie. Nach Feierabend angeln viele, um ihre Teller zu füllen oder zum bloßen Zeitvertreib. Laut den Behörden der in der Ostukraine neu ausgerufenen, prorussischen Republik herrscht hier Waffenstillstand – Peremirja, wörtlich: „der Frieden dazwischen”. Dennoch flog kürzlich die Eisenbahnbrücke in die Luft; die Bombardements und der nahe Kampflärm übertönen das Glockengeläut der orthodoxen Kirche und lassen befürchten, dass der Krieg die Stadt bald erreichen wird.
Am 9. Mai wird in Mariupol traditionell jedes Jahr an das Ende des Zweiten Weltkriegs erinnert. Doch für die Bewohner hat das Datum nun eine neue Bedeutung: Es ist der Tag, an dem ihre Stadt im Jahr 2015 erneut angegriffen wurde. Die Wechselfälle der Geschichte führten zu immer wieder neuen Teilungen. Die einen sehen im nahenden Krieg die Hoffnung auf Befreiung, die anderen eine Katastrophe. Dennoch oder gerade deshalb leben die Menschen einfach weiter – als fachten die Soldaten, die allgegenwärtig sind, der Gefechtslärm und die spürbare Nähe des Todes ihre Lebensfreude nur weiter an. Mantas Kvedaravicius zeichnet in „Mariupolis” das eindringliche Porträt einer gemarterten Stadt in Zeiten des „Waffenstillstands” – nah an den Menschen und voller Menschlichkeit.

Regie: Mantas Kvedaravicius\nProduzent: ARTE F\n

Die Sendung wird ausgestrahlt am Dienstag, den 31.01.2017 um 00:55 Uhr auf arte.