Jean Paul Gaultier

Couture für die Chorus Line

Quelle: ARD-Pressebild
Quelle: ARD-Pressebild

Immer grösser, immer aufregender: Mit spektakulären Bühnenshows hat der Berliner Friedrichstadt-Palast in den letzten Jahren Aufsehen erregt. Im Herbst 2016 startet das neue Programm: „THE ONE Grand Show“. Die Kostüme für das Spektakel hat Jean-Paul Gaultier entworfen – ein Weltstar der Couture. Sehr schnell wurde er als Rebell gefeiert. Er brachte die Outfits der Straße auf den Laufsteg und ließ sich von den verschiedensten Kulturen inspirieren. Er inszenierte Ethno-Shows mit arabischen oder asiatischen Elementen. Männer traten in Röcken auf, Frauen mit Piercings.
Bis heute gehören erotische Spielereien zu seinen Schauen: extrem enge Korsetts, Latex, Leder. Der hautfarbene Kegel-BH, den er für Madonnas Bühnenshow in der 1990er Jahren entwarf, wurde zu einer Ikone in der Modewelt. Hinter all der Opulenz und Verspieltheit seiner Kreationen stehen strenge klassische Schnitte und ein unbestechlicher Blick. Auf Mode wollte sich Jean-Paul Gaultier aber nie beschränken: Er entwarf Kostüme für Filme von Pedro Almodóvar oder Luc Besson, Bühnenoutfits für Popstars wie Lady Gaga und Madonna. Insofern ist seine Verpflichtung am Berliner Traditionshaus ein logischer Schritt: 60 verschiedene Kostüme für 300 Tänzer müssen entworfen werden, für eine gigantische Revue, die zwei Jahre lang laufen wird.
„THE ONE Grand Show“ erzählt die Geschichte eines jungen Mannes, der sich in ein altes Revuetheater verirrt und dort Träumen und Erinnerungen nachhängt. Für Jean-Paul Gaultier wird mit dem Berliner Spektakel ein Traum war: Seit seiner Kindheit wollte er schon ein Revuetheater ausstatten. Im Friedrichstadtpalast kann er nun seine Vorliebe für freche Erotik, seinen Hang zur großen Inszenierung, zur Extravaganz und zur humorvollen Geste verwirklichen. All das spiegelt sich in den Kostümen für die neue Show: Es gibt Reisen durch verschiedene Epochen, abenteuerliche Entwürfe, die an Zirkus erinnern, Berliner Graffiti und rotzige Punk-Ästhetik.
Natürlich dürfen seine berühmten Kegel-BHs nicht fehlen, gleichzeitig ist viel nackte Haut zu sehen – oder die Illusion davon. Ein Spiel mit Männlichkeit und Weiblichkeit und den schillernden Bereichen dazwischen. Über allen ästhetischen Ideen schwebt allerdings das Damoklesschwert der Revue-Wirklichkeit: Die Kostüme dürfen die Tänzer nicht am Tanzen hindern und müssen zweihundert Vorstellungen lang halten.
Die Regisseurin Hilka Sinning begleitete den Designer während seiner Arbeit im Friedrichstadt-Palast. Der Film gewährt dem Zuschauer einen neuen und intensiven Blick auf das Schaffen des Stardesigners. Zugleich erzählt er von den Näherinnen und Gewandmeisterinnen, den Tänzern und Choreografen, die sich mit den komplexen Entwürfen des Ausnahmekünstlers auseinandersetzen und dabei oft an ihre Grenzen gehen.
Der Film „Jean Paul Gaultier – Couture für die Chorus Line“ zeigt die künstlerischen und menschlichen Herausforderungen, Momente der Anspannung und der Freude. Je näher die Premiere rückt, desto größer werden der Zeitdruck und die Nervosität. Der Film – eine Hommage auf Kreativität und Handwerk, Schönheit und Tradition, individueller Meisterschaft und Teamarbeit.

Regie: Hilka Sinning\nProduzent: RBB\n

Die Sendung wird ausgestrahlt am Donnerstag, den 27.10.2016 um 22:45 Uhr auf RBB.