Rickmers - Ein Leben für die Schifffahrt

Film von Dagmar Wittmers

Quelle: ARD-Pressebild
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Rickmer Rickmers, der Namenspate von Hamburgs berühmtem Windjammer, war ein Großonkel von Erck Rickmers. Die Dynastie steht für Schifffahrt und Schiffbau, und das seit mehr als 175 Jahren. Die Vorfahren des Schifffahrtunternehmens mussten sich immer wieder "neu erfinden", der wagemutige Gründer und Ururgroßvater von Erck Rickmers ist dabei bis heute Vorbild. Nach 150 Jahren und vier Generationen musste das Familienunternehmen aus Bremerhaven Insolvenz anmelden. Die fünfte Generation wagte den Neuanfang.
Heute zählen die Reedereien von Erck Rickmers und seinem Bruder Bertram wieder zu den größten deutschen Schifffahrtsunternehmen. Nach dem Grundsatz "eine Familie - zwei Firmen" führen die Brüder getrennte Unternehmen.
Urahn Rickmer Clasen Rickmers brach einst in einem selbst gezimmerten Boot mit seiner Braut Margaretha von Helgoland auf. Ihre Familien waren zerstritten, auf der kleinen Nordseeinsel lehnte der Pfarrer die Trauung ab. Gegen den Willen ihrer Eltern heirateten die beiden auf dem Festland. "Fürchte Gott, tue Recht, scheue niemand", war das Lebensmotto des Schiffbauers, der 1834 in Bremerhaven seine Werft gründete. Die eleganten Großsegler aus der Rickmers Werft hatten schnell einen guten Ruf.
Rickmer Clasen Rickmers baute Schiffe aus Holz, als die anderen längst auf Eisen umstiegen. Sein wichtigster Abnehmer war er selbst: Rickmers wurde Reeder, spezialisiert auf Asienfahrten. Er hatte Gespür für Nischengeschäfte und günstige Situationen. Als in Europa die Nachfrage nach Reis stieg, gründete er ein drittes Standbein: die Rickmers Reismühlen. Seine drei Söhne arbeiteten mit, doch zu entscheiden hatten sie neben dem Patriarchen nichts.
Mit rund 50 Jahren waren sie zwar reich, standen aber vor einer großen Aufgabe: Sie mussten Werft und Flotte auf modernen Standard bringen. Intrigen und Machtkämpfe belasteten das Unternehmen in der dritten Generation. Schließlich schaffte es Paul Rickmers, ein Enkel des Gründers, 1917 die gesamten Aktien der Familie in seinen Besitz zu bekommen. Während die Reederei florierte, musste er die Werft nach der Inflation stilllegen. Paul Rickmers sah in Hitler den Mann, der das Land aus der Krise führen kann. Mit großzügigen Spenden unterstützte er die NSDAP, im Gegenzug erhielt er staatliche Förderungen. 1937 war es so weit: Die Rickmers Werft legte wieder Schiffe auf Kiel. Auftraggeber war jetzt die Marine, und während des Zweiten Weltkrieges arbeiteten bis zu 700 Zwangsarbeiter auf der Werft.
Nach dem Zweiten Weltkrieg durften die drei Söhne von Paul Rickmers die Geschäfte übernehmen. Als Werftchef Bertram Rickmers mit nur 53 Jahren verstarb, schlitterte das Unternehmen immer wieder in die Krise. 1986 lief das letzte Schiff vom Stapel. Nur zwei Jahre später wurde die Rickmers Reederei von Hapag-Lloyd übernommen.
An das alte Firmenimperium in Bremerhaven erinnert heute allein das Werkstor aus den Gründerzeiten. Wie schon seine Vorfahren muss sich auch Erck Rickmers mit seinen Unternehmen Nordcapital und E.R. Schiffahrt stets "neu erfinden". Das Reedereigeschäft ist in wirtschaftlich unsicheren Zeiten mit großem Risiko verbunden. Ob eine seiner fünf Töchter die Reederei einmal übernehmen will, darüber macht sich Erck Rickmers noch keine Gedanken.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Mittwoch, den 12.10.2016 um 13:15 Uhr auf 3sat.

12.10.2016
13:15
Alternative Ausstrahlungstermine:
12.10.2016 13:15 Uhr 3sat