Arm und abgeschrieben - Wer hilft aus der Krise?

Film von Clara Walther und Alessandro Nasini

Quelle: ARD-Pressebild
Quelle: ARD-Pressebild

"Wohlstand für alle?" Inzwischen ist jeder vierte Bundesbürger von Armut betroffen. Ist Deutschland auf dem Weg zum "Almosen- und Suppenküchenstaat"? Im größten Bundesland, Nordrhein-Westfalen, verdienen acht Prozent der Menschen trotz fester Arbeit so wenig, dass sie davon nicht leben können. Den neuen "Wohlfahrtsmarkt" haben vor allem die Kirchen für sich entdeckt, der Staat zieht sich zurück. Kirchliche Lebensmitteltafeln boomen, weil die staatlichen Hilfen zum Leben nicht ausreichen. Mit ihrem Engagement erschaffen sich die Kirchen ein neues Betätigungsfeld: Während die Kirchenbänke weiter leer bleiben, drängen sich die Menschen in kirchliche Kleiderkammern und Lebensmittelausgaben. Der Kölner Pfarrer Franz Meurer will damit gegen die Armut kämpfen.
Der Soziologe Stefan Selke hält dagegen: Mit dem neuen "Wohlfahrtsmarkt" zementieren die Kirchen die Armut. Er sei eine Form der "Abspeisung", anstatt Politik und Regierung in die Pflicht zu nehmen. Die Kirchen wehren sich gegen den Vorwurf. Schließlich bekämpfen sie Armut auch auf anderen Wegen: Der Sozialdienst katholischer Männer und Frauen in Bochum-Wattenscheid hilft durch Beratung, Langzeitarbeitslose zurück in Arbeitsverhältnisse zu führen. Aus Teilen der neuen Regierung kommt Applaus: Ein "schlanker Sozialstaat" könne schließlich nur funktionieren, wenn neue Wege der Fürsorge erschlossen werden: Mehr Eigeninitiative, mehr Engagement von Privatleuten und starke karitative Einrichtungen wie sie die Kirchen bieten. Lässt sich der Sozialstaat tatsächlich so retten? Vor allem aber: reicht das?

Die Sendung wird ausgestrahlt am Mittwoch, den 12.10.2016 um 11:30 Uhr auf 3sat.

12.10.2016
11:30
Alternative Ausstrahlungstermine:
12.10.2016 11:30 Uhr 3sat