ARTE Reportage

China / Madagascar

Quelle: ARD-Pressebild
Quelle: ARD-Pressebild


* China: Männer in Not. Chinas Männer finden keine Frauen mehr - eine Folge der Ein-Kind-Politik und der systematischen Abtreibung weiblicher Embryos über Jahrzehnte. In China leben heute 30 bis 40 Millionen mehr Männer aus Frauen; in den nächsten fünf Jahren wird deshalb einer von fünf Männern schon aus rein mathematischen Gründen keine Frau zum Heiraten finden.

Vor allem in manchen ländlichen Regionen finden sich ganze Dörfer, in denen vor allem Junggesellen mit ihren Eltern leben. Die wenigen jungen Frauen dort flohen in die Städte, um dort einen „reichen Mann“ zu heiraten. Manche Herren aus den Junggesellen-Dörfern reisen auf der Suche nach der Dame ihres Herzens weit in andere Regionen Chinas. Einige fahren sogar ins Ausland, nach Myanmar, Vietnam oder Indonesien, um sich dort eine Frau zu kaufen. Sogar in den Industriegebieten wie dem Perlfluss-Delta, einem der größten Wirtschaftsräume Chinas, sind Frauen Mangelware und heiß umworben von den jungen Arbeitern dort. Die Not der Männer ohne Frauen ist so groß, dass kriminelle Banden sich darauf spezialisiert haben, Frauen zu entführen und sie weit von ihren Heimatregionen entfernt an heiratswütige Männer zu verkaufen.
Offiziell hat China jetzt nach immerhin 35 Jahren die Ein-Kind-Politik beerdigt, aber das ganze Land trägt schwer an ihrem Erbe, dem massiven Ungleichgewicht der Geschlechter und der daraus resultierenden tiefen Verzweiflung der Männer ohne Frauen: Man nennt diese Unglücklichen auch „Guang Gun – Tote Äste“, weil sie niemals Früchte tragen werden.

* Madagaskar: Krieg um die Zebus. Wer viele Zebus hat, der ist ein reicher Mann auf der Insel im Indischen Ozean – doch überall lauern die Banden der Viehdiebe. Sie nennen diese Banditen "Dahalos", und manche schreiben ihnen sogar magische Kräfte zu. Diese Banden terrorisieren die Menschen in den Dörfern im schwer zugänglichen Süden des Inselstaats, sie rauben ganze Herden mit tausenden Zebus, und so mancher reiche Mann war nach so einem Raubzug auf einmal bettelarm.

Deshalb hat ihnen der Premierminister jetzt den Krieg erklärt und eine Militär-Operation gegen die Machenschaften der Zebu-Diebesbanden in Marsch gesetzt. Gut tausend Soldaten sollen die Diebe aufspüren und unschädlich machen – doch scheinbar nehmen es die Soldaten nicht so genau mit der Rechtsstaatlichkeit: Man hört von Exekutionen ohne jede Gerichtsbarkeit; anstatt die Unschuldigen in den Dörfern zu schützen, bedrohen die Soldaten sie ebenfalls – so fühlen die sich doppelt verfolgt, voller Angst vor den Dahalos und den Soldaten ihres Präsidenten.
Aktuelle europäische und internationale politische Themen und Herausforderungen, ergänzt durch historische Erläuterungen und geopolitische Analysen. ARTE Reportage berichtet über die Fakten und die menschlichen Verhältnisse, die sich hinter diesen Fakten verbergen. Durch die Sendung führen abwechselnd Andrea Fies und William Irigoyen, jeden Samstag.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Samstag, den 16.07.2016 um 17:05 Uhr auf arte.