Einsame Helden

Lebensretter in Zeiten des Todes
Film von Peter Hartl
38min

Seit Spielbergs "Schindlers Liste" steht Oskar Schindlers Rettungsaktion, die rund 1200 jüdische Zwangsarbeiter vor dem Tod bewahrte, für Zivilcourage. Doch es gab noch andere "Schindlers".

Ihnen zu Ehren wurden die Bäume entlang der "Allee der Gerechten" in der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem gepflanzt. Die Dokumentation "Einsame Helden" stellt einige von ihnen vor.

Unter ihnen waren Funktionsträger, die den mörderischen Staatsapparat sabotierten, ebenso wie spontane Helfer aus der Mitte oder auch vom Rand der Gesellschaft. Allein in Berlin fanden so etwa 7000 Verfolgte Unterschlupf. Mit Aussagen von Zeitzeugen erinnert der Film an die Menschen, die ihnen mit oft abenteuerlichen Aktionen das Leben retteten.

Unter den Porträtierten ist der seinerzeit populäre Filmschauspieler Hans Söhnker ("Große Freiheit Nr. 7"). Zeitlebens schwieg er darüber, dass er in aller Stille verfolgte Juden verborgen hielt, während er öffentlich im Scheinwerferlicht des NS-Kinobetriebs glänzte. Im November 2018 wurde Söhnker für seine Taten posthum als "Gerechter unter den Völkern" geehrt.

Zwei andere Größen der Unterhaltungskunst, der Showmaster Hans Rosenthal und der Schauspieler Michael Degen, überstanden die tödliche Gefahr mit wagemutiger Unterstützung couragierter Frauen, die weniger von ausgeprägt politischen Motiven, sondern schlicht von menschlichem Mitgefühl geleitet waren.

Dies bewegte auch Maria Rimkus, geborene Nickel, die sich beim Anblick der hochschwangeren jüdischen Zwangsarbeiterin Ruth Abraham spontan entschied, der von der Deportation bedrohten Frau beizustehen. Sie ließ sich einen Ausweis ausstellen und gab ihn Ruth Abraham, versehen mit deren Foto, damit diese untertauchen konnte. Am Tag ihres geplanten Abtransports brachte Ruth Abraham im Verborgenen eine Tochter zur Welt, die sie mit Maria Nickels tatkräftiger Unterstützung in wechselnden Quartieren über die Zeit der Verfolgung rettete.

Auch Walter Frankenstein gelang es, auf schier unglaubliche Weise seine Familie samt zweier im Untergrund geborener Kinder vor dem Tod zu bewahren – dank einer Reihe von Helfern, vom Fabrikdirektor bis zur Prostituieren, und mit ungeheurer Chuzpe.

Berthold Beitz, der spätere Generalbevollmächtigte des Stahlkonzerns Krupp, schützte in seiner Funktion als Manager einer Ölfirma in Galizien während des Krieges jüdische Zwangsarbeiter vor der Abschiebung ins Vernichtungslager.

Wie er, machten die meisten Retter nach dem Krieg kein Aufsehen um ihren mutigen Einsatz unter Gefahr von Todesstrafe oder sozialer Ächtung. Zudem galten die in Zeiten der Diktatur "illegalen" Hilfsaktionen in weiten Bevölkerungskreisen immer noch als eine Art von Verrat und Verstoß gegen die Ordnung. Dieses Unbehagen hing möglicherweise auch damit zusammen, dass die Saboteure des Vernichtungsplans unübersehbar ein Zeichen gesetzt hatten, auch an die Adresse von Millionen Mitläufern, dass selbst in einer Diktatur Anpassung oder Wegsehen nicht die einzigen Optionen bleiben. Aber es waren nur wenige, die mit ihrer Zivilcourage den Mordplan zu durchkreuzen versuchten.

Quelle: Presseportal

Die Sendung wird ausgestrahlt am Samstag, den 26.01.2019 um 19:22 Uhr auf 3sat.

26.01.2019
19:22
Art:Dokumentation
Kategorie:Gesellschaft
Themenbereich:Zeitgeschichte allgemein
Erstsendung:15.05.2018 3sat