planet e.: Vanille - Die Jagd nach dem braunen Gold

30min, Deutschland 2018
Quelle: Pressebild (zdfPresse)
Quelle: Pressebild (zdfPresse)

Vanille gilt als Königin der Gewürze und ist insbesondere in der Weihnachtsbäckerei unverzichtbar. So giert der internationale Markt nach dem braunen Gold.

Die Preise der Vanille steigen seit einigen Jahren extrem. Madagaskar, der weltgrößte Exporteur der Schote, hat mit dramatischen Folgen zu kämpfen. Der Kampf um die Vanille ist entbrannt, und viele Europäer mischen mit.

Auf dem internationalen Markt werden aktuell bis zu 700 Euro für ein Kilogramm Bourbon-Vanille bezahlt. Dafür werden sogar Verbrechen begangen. Bauern lynchen Diebe und Diebe töten Bauern. Auf Madagaskar gibt es zwischen Vanille und Gewalt seit Jahren eine enge Verbindung. Mittendrin sind auch europäische Firmen und Unternehmen. Sie alle brauchen die Vanille, um auf dem internationalen Markt ihre Geschäfte zu machen.

Reporter Marino Rajaonina aus Madagaskar knattert mit seinem kleinen Motorrad über die schlammigen Wege in der Region Sambava. Seit mehr als zehn Jahren dokumentiert er die Gewalttaten, die rund um das Thema "Vanille" in seiner Heimat geschehen, und berichtet über die Preissteigerungen. Fast jeden Abend sitzen die Bauern der Region vor dem Radio und lauschen seinen aktuellen Meldungen, die er von seinen Motorradtouren mitbringt. Doch hat es einen Lynchmord an einem Vanilledieb gegeben, dann wissen es die Bauern ohnehin zuerst und rufen dann den Reporter an.

Der hat in seiner Fotosammlung Aufnahmen, die es in kein Familienalbum schaffen. Man sieht vermeintliche Diebe, die an Holzstangen durch das Dorf getragen werden, erst dann werden sie mit Macheten getötet. Marino Rajaonina versteht die Bauern und sagt: "Solche Taten dienen zur Abschreckung." Doch das gelingt nur bedingt. Von Januar bis Juli 2017, so versichert der Reporter, gab es fast 90 solcher Lynchmorde in seiner Region. In anderen Gebieten soll es noch schlimmer sein. Fast jedes Dorf kann solche Geschichten erzählen, manchmal sind die Bewohner sogar stolz darauf. "Die Gewalt", so erklärt der einheimische Journalist, "kommt durch die soziale Spaltung der Gesellschaft." Einige Bauer werden durch die Vanille für ihre Verhältnisse extrem reich, viele in der Region profitieren davon nicht. Dabei weiß kaum ein Bauer, was aus ihrer wunderbaren Pflanze im Rest der Welt überhaupt gemacht wird.

Es ist häufig ein brutales Geschäft auf dem Gewürzmarkt, und kaum einer möchte sich in die Karten schauen lassen. Es sei denn, er betreibt den Handel besonders fair. Jürg Brand ist so einer. Mit seiner Firma Premium Spices kauft er die Vanille hauptsächlich für die Schweizer Firma Pronatec AG, die sie weiterverarbeitet und damit Produkte für den europäischen Markt veredelt. Exklusiv lässt er sich von "planet e." begleiten. Selbst bei den sensiblen Verhandlungen für die Preise der neuen Ernte ist die Kamera dabei. Diese bestimmen für große Teile Madagaskars den Richtwert, denn eine Börse gibt es nicht. Der Preis, den Brand verhandelt, ist Vorgabe für viele andere Händler. Der Schweizer liebt das Land und die Vanille - seit 2005 lebt er hauptsächlich auf der Insel, kennt alle Tricks rund um das Thema Vanille. Er prüft, bewertet und schaut, dass niemand Nägel in die Schoten einarbeitet und so mit dem Gewicht betrügt - auch das hat es schon gegeben.

Sagen und Mythen ranken sich um die Schote, eine Orchidee, die in der Fachsprache Vanilla planifolia heißt. In Mexiko, dem Ursprungsland, war sie einst der Oberschicht vorbehalten. Heute liegt Tee mit Vanille im Trend, Coca-Cola verfeinert noch seine geheime Rezeptur mit dem Gewürz. Man findet es in Parfüms ebenso wie in Omas Pudding. Schon als Kind werden wir mit ihrem Geschmack vertraut gemacht, und so nutzt sie die Industrie als Wiedererkennungsmerkmal in vielen Produkten. Der Kunde liebt das.

Quelle: Presseportal

Die Sendung wird ausgestrahlt am Donnerstag, den 31.01.2019 um 08:45 Uhr auf ZDFinfo.

31.01.2019
08:45
Art:Dokumentation
Kategorie:Wissenschaft, Technik und Umwelt
Themenbereich:Natur/Umwelt/Ökologie