Menschen hautnah: Vertrieben aus dem Paradies

Ein Film von Ralf Breier und Claudia Kuhland

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Alles anders machen, ein neues Leben führen, nochmal ganz von vorn anfangen. Diesen Wunsch verspüren viele Menschen. Aber geht das so leicht - Fesseln abstreifen, Verpflichtungen beenden und Pläne umwerfen? Wer wird dabei glücklich und für wen wird das Leben eine Enttäuschung?


Sieben Jahre lang lebte Rolf Tepel, der sich Ketan nennt, auf einer städtischen Baubrache mitten in Köln. Zwischen ausrangierten Zirkuswagen und selbstgebauten Holzhäusern träumte er davon, eine bessere Welt zu errichten. In seinem "Paradies", einem 3.600 Quadratmeter großen Gelände ohne fließendes Wasser und ohne Strom, wollte er einen Ort für mehr Miteinander und weniger Konsum erschaffen, für mehr Kreativität und weniger Konformität. Mit seinen idealistischen Plänen lockte er die unterschiedlichsten Menschen an - vom großzügigen Kunstmäzen über die Aussteigerin aus der Computerwelt bis hin zum drogenabhängigen Obdachlosen. Und dann der Schock: Eines Tages rücken die Bulldozer an. Ketan und seine Freunde müssen gehen. Sein "Paradies" wird zur Großbaustelle. Auf seiner Brache soll das neue Stadtarchiv errichtet werden.

Was viele als das Scheitern eines großen Projekts sehen würden, verbucht Ketan als eine weitere Erfahrung in seinem reichen Leben. Denn schon vor über 30 Jahren hat sich Ketan aus dem bürgerlichen Leben verabschiedet, seither schlägt er sich durch, ohne Krankenversicherung, ohne geregelte Arbeit, lebt vorwiegend von Spenden und lehnt staatliche Sozialleistungen ab. Er versteht sich als Künstler und Lebenskünstler.

Aus dem "Paradies" vertrieben, zieht er zu einem alten Freund, den er bis in den Tod begleitet. Und dann entscheidet er sich für etwas, das er sich lange nicht hatte vorstellen können: Er wird sesshaft. Ketan wohnt von nun an bei seiner Freundin im Bergischen Land. Zugleich betreibt er mit großem Enthusiasmus die Verschönerung des Eierplätzchen-Platzes in der Kölner Innenstadt, fegt ihn regelmäßig und presst aus den gefundenen Kronkorken eine eigene Währung, die die Verschönerung finanzieren soll. Für Ketan ist das Paradies kein Ort mehr, sondern eine Haltung.

In unserem Film "Mein Leben im Paradies" haben wir 2014 über Ketans Lebenstraum berichtet. Nun zeigt "Menschen hautnah" Ketans Vertreibung aus dem "Paradies" und sein Leben, nachdem der Traum geplatzt ist. Wie erlebt Ketan seine dauernden dramatischen Veränderungen?

Die Sendung wird ausgestrahlt am Mittwoch, den 19.12.2018 um 01:55 Uhr auf WDR.

19.12.2018
01:55
Livestream
Audio-Format:stereo
Bild-Format:16:9
Farbe:farbe
Audio-Beschreibung: nein
Hörhilfe: ja
HDTV: ja
Logo-Event: nein
VPS:1545180900
Schlagwörter:Dokumentation/Reportage, Menschen im Alltag, Porträt/Biografie
Alternative Ausstrahlungstermine:
13.03.2020 00:55 Uhr WDR
19.12.2018 01:55 Uhr WDR
31.08.2017 22:40 Uhr WDR