Heinz Bormann - Der Modezar aus Magdeburg

Film von Antje Schneider

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Fast ein Wunder: Ein "kleiner" Schneider verhilft der DDR in den 1950er- und 1960er-Jahren zu internationaler Anerkennung. Die politische Elite um Walter Ulbricht ist skeptisch, lässt den Mann namens Heinz Bormann jedoch gewähren und vereinnahmt ihn sogar. Eine fast vergessene Geschichte aus Magdeburg.


So hat alles angefangen: Nach dem Krieg kam der 27-jährige Wehrmachtsoffizier Heinz Bormann ins völlig zerstörte Magdeburg. Er will den Konfektionsbetrieb seiner Schwiegereltern wieder aufbauen. Bormann gräbt ein paar Nähmaschinen aus den Trümmern der zerstörten Fabrik und gründet die "Magdeburger Bekleidungswerkstätten". Der Beginn einer Erfolgsstory.

Anfang der 1950er-Jahre zählt sein Unternehmen zu den größten der DDR. Der Kundenkreis ist ein illustrer. Die - unter vorgehaltener Hand - als total bieder verschriene Ehegattin von Walter Ulbricht kauft bei Bormann genauso ein, wie berühmte Künstler, ranghohe Wissenschaftler und die Kostümabteilung der DEFA. Sie alle spüren den Hauch westlicher Eleganz im "Bormann-Tuch".

Der eher unpolitische Lebemann Heinz Bormann denkt nicht daran, in den Westen zu gehen. Hier in seiner Heimat will er was werden. So kommt es, dass er in der DDR einer der ersten ist, der professionelle Models auf den Laufsteg schickt. In der damals tristen Ost-Modelandschaft eine Sensation. Bormanns erste Schauen finden im Kristallpalast Magdeburg statt. Es folgen Dresden, Berlin, Warnemünde und schließlich die Leipziger Messe.
Der internationale Durchbruch! Ein genialer Couturier aus einer ostdeutschen Zuckerrüben- und Maschinenbau-Stadt? Plötzlich wollen alle Bormann haben. Otto, Quelle und Neckermann bestellen 30.000 Kleider, der Westen, der Nahe Osten, die Sowjets - sie alle offerieren Bormann eigene Schauen. Die West-Journaille feiert Bormann und erfindet für ihn so skurrile Namen wie "Zonen-Couturier" oder "Roter Dior".
Die internationale Anerkennung ist ganz nach Walter Ulbrichts Geschmack. Die DDR verdient außerordentlich am Magdeburger Modezaren. Bormann gehört zur Hautevolee und zu den Spitzenverdienern der DDR.

Damit ist es Anfang der 1970er-Jahre abrupt vorbei. Die DDR verändert mit Erich Honecker ihre Wirtschaftspolitik. Bormann wird enteignet. Kurz darauf - der nächste Schicksalsschlag: Er erkrankt an Krebs. Heinz Bormann, der nicht nur Couturier, sondern auch Familienmensch und Vater von vier Kindern war, stirbt im Februar 1989 fast vergessen in Schönebeck.
Lebensläufe

Die Sendung wird ausgestrahlt am Donnerstag, den 13.12.2018 um 23:05 Uhr auf MDR.

13.12.2018
23:05
Livestream
Audio-Format:stereo
Bild-Format:16:9
Farbe:farbe
Audio-Beschreibung: nein
Hörhilfe: ja
HDTV: ja
Logo-Event: nein
VPS:1544738700
Schlagwörter:Porträt/Biografie, Dokumentation/Reportage, Mode, DDR, Rückblick
Alternative Ausstrahlungstermine:
11.08.2022 23:10 Uhr MDR
20.08.2020 23:10 Uhr MDR
13.12.2018 23:05 Uhr MDR