Stil-Epochen (9)

Stilpluralismus, Biedermeier und Gründerzeit (1790-1890)

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Nach der antiken Strenge des Klassizismus griff unter Künstlern und Architekten ein sehr eklektisches Schaffen um sich. Aus den Stilen vorangegangener Epochen pickten sie sich die schönsten Merkmale heraus und vereinten sie in ihren Werken als gleichwertige Elemente. Schloss Neuschwanstein, 1892 vollendet, treibt den romantischen Historismus auf die Spitze.
Ab den 1850er-Jahren setzt die Industrialisierung mit voller Wucht ein. Wegen der vielen Unternehmensgründer spricht man von der Zeit ab 1870 von der Gründerzeit. In der Spätphase des Stilpluralismus lebt sogar noch einmal das Rokoko auf, das nur 100 Jahre zurückliegt.


Nach der antiken Strenge des Klassizismus griff unter Künstlern und Architekten ein sehr eklektisches Schaffen um sich. Aus den Stilen vorangegangener Epochen pickten sie sich die schönsten Merkmale heraus und vereinten sie in ihren Werken als gleichwertige Elemente. Neuschwanstein, 1892 vollendet, war von Ludwig II., wie er sagt, als Schloss "im echten Styl der deutschen Ritterburgen" geplant. Das Bauwerk treibt den romantischen Historismus auf die Spitze. Ludwigs Architekten bedienen sich nicht nur an der Formensprache des Mittelalters - sie vereinen maurisch angehauchte Bauelemente mit gotischen und romantischen Stilmitteln in dem inzwischen weltweit bekannten "Märchenschloss".

Das Mittelalter und besonders die Gotik gelten als "typisch deutsch". Wegen der bis 1815 andauernden Befreiungskriege gegen das napoleonische Frankreich blüht in Deutschland ein nationales Bewusstsein auf, das sich in einem vermeintlich vaterländischen Stil äußert. Ein Beispiel dafür ist das Gotische Haus im Schlosspark Wörlitz. Nach dem Ende der Befreiungskriege setzt Fürst Metternich 1819 die Karlsbader Beschlüsse durch und vergrault mit der Zensur viele Geistesgrößen seiner Zeit: Heinrich Heine, Georg Bücher und Karl Marx. Das Bürgertum zieht sich zum größten Teil ins Private zurück und sucht das kleine Glück in der häuslichen Idylle. Familie, behagliche Wohnstuben und kleine Gärten prägen die Zeit des Biedermeier. Benannt ist diese Epochen nach dem Dorflehrer Weiland Gottlieb Biedermeier, einer Kunstfigur aus den wöchentlich erscheinenden "Fliegenden Blättern", in denen auch "Max und Moritz" ihren ersten Auftritt haben.

Ab den 1850er-Jahren setzt die Industrialisierung mit voller Wucht ein. Eisenbahnstrecken werden gebaut, und wer jetzt in die Stahlbranche investiert, verdient sich eine goldene Nase. Wegen der vielen Unternehmensgründer spricht man von der Zeit ab 1870 von der Gründerzeit. In der Architektur schlägt sich das in aufwendigen Geschäfts- und Wohnhäusern nieder und setzt sich im Mobiliar fort, wo imposante Anrichten in den Wohnstuben dominieren. In der Spätphase des Stilpluralismus lebt sogar noch einmal das Rokoko auf, das nur 100 Jahre zurückliegt. Ein Beispiel dafür ist Schloss Linderhof, das 1878 fertig wird - für Ludwig II.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Freitag, den 07.12.2018 um 07:00 Uhr auf SWR.

07.12.2018
07:00
Livestream
Audio-Format:stereo
Bild-Format:16:9
Farbe:farbe
Audio-Beschreibung: nein
Hörhilfe: nein
HDTV: nein
Logo-Event: nein
VPS:1544162400
Schlagwörter:Dokumentation/Reportage, Kunst, Geschichte
Alternative Ausstrahlungstermine:
07.12.2018 07:00 Uhr SR
07.12.2018 07:00 Uhr SWR
06.01.2018 16:00 Uhr ARD alpha