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Böse Bauten - Hitlers Architektur

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Wie sollen wir mit der Architektur der NS-Zeit umgehen? Sanieren oder dem Zerfall preisgeben? Die sperrigen, die verstörenden Baudenkmale: Sie sind Teile unserer Geschichte, die nicht zu verdrängen sind und die an einigen Stellen auch nicht so einfach abgeräumt werden können. Der Umgang mit ihnen ist eine Herausforderung.

* Böse Bauten: Hitlers Architektur - Eine Spurensuche in Berlin I
* Böse Bauten: Hitlers Architektur - Spurensuche in München und Nürnberg II
* Böse Bauten: Hitlers Architektur im Schatten der Alpen III
* Böse Bauten: Hitlers Architektur: Spuren vom Westwall bis zur Autobahn IV


Die Nazis haben sich die schöne Berglandschaft zu Nutze gemacht. Ein unbequemes Erbe bis heute. Wie sollen wir mit der Architektur der NS-Zeit umgehen? Sanieren oder dem Zerfall preisgeben? Die sperrigen, die verstörenden Baudenkmale: Sie sind Teile unserer Geschichte, die nicht zu verdrängen sind und die an einigen Stellen auch nicht so einfach abgeräumt werden können.

Die baulichen Relikte aus den 1930er und 1940er Jahren sorgen bis heute für Diskussionen. Mancherorts von Touristen überrannt, bisweilen von Ewiggestrigen aufgesucht oder aber auch gänzlich im Verborgenen geblieben. Die Reste des Nazi-Regimes zeigen sich mit unterschiedlichen Gesichtern. Der Umgang mit ihnen ist eine Herausforderung.

Darin die Dokumentationen:

* Böse Bauten: Hitlers Architektur - Eine Spurensuche in Berlin I
Film von Andreas Sawall

Besonders viele Relikte von Nazi-Architekturen finden sich in Berlin. Einige sind weithin sichtbar, wie etwa das Olympiastadion, andere nahezu unbekannt und sehr versteckt. Hitlers Lieblingsarchitekt Albert Speer plante bis zum Kriegsende 1945 die neue Hauptstadt "Germania". Letztendlich wurden von den maßlosen Protzbauten und den kilometerlangen Aufmarschstraßen so gut wie nichts verwirklicht.

Zusammen mit dem Berliner Landesarchäologen Professor Matthias Wemhoff und Mitgliedern des Vereins "Berliner Unterwelten" streift das ZDF durch das Berlin einer dunklen Zeit. Unterhalb des ehemaligen Flughafens Tempelhof sehen wir ein labyrinthartiges Tunnelsystem, in dem Zwangsarbeiter für den "Endsieg" schuften mussten. In diesem Sommer erforschten die Archäologen dort die Reste eines der brutalsten Zwangsarbeiterlager Berlins.

Vergessene Details der Nazizeit finden sich überall in der Hauptstadt, am Olympiastadion ein Hakenkreuz, ebenso wie in einem Verwaltungsgebäude des Deutschen Bundestages. Verschwunden ist die "Neue Reichskanzlei", die Speer einst in Rekordbauzeit für den Führer baute. An ihrer Stelle befinden sich jetzt Ländervertretungen, Plattenbauten und ein chinesisches Restaurant.

Der Ost-Berliner Fotograf Robert Conrad war einer der letzten Augenzeugen, der die Reste des Bunkers, in dem sich Hitler das Leben nahm, in den späten 1980er Jahren zu Gesicht bekommen hat. In der Dokumentation zeigt er seine gespenstischen Fotos einer unheimlichen Unterwelt, die es heute nicht mehr gibt. Was ist eigentlich von den anderen Bunkern unter der ehemaligen Reichskanzlei noch erhalten?

Und was ist aus den hochwertigen Materialien geworden, mit denen diese Bauten erstellt wurden? An welchen Stellen der Stadt ist der rote Marmor der Reichskanzlei zu finden, der nach deren Zerstörung angeblich verbaut wurde. Etwa in der U-Bahnstation Mohrenstraße? Jüngst entdeckte Akten und wissenschaftliche Untersuchungen der Gesteinsproben werden zeigen, was Mythos und was Wahrheit ist. * Böse Bauten: Hitlers Architektur - Spurensuche in München und Nürnberg II
Film von Gabriele Wengler und Sandra Papadopoulos

München: Nur einen Steinwurf vom Königsplatz entfernt lag einst der "Führerbau", in dem heute die Hochschule für Musik und Theater residiert. Selbst für Alexander Krause, der seit 18 Jahren Kanzler der Hochschule ist, birgt der noch weitgehend unerforschte Untergrund des Gebäudes immer wieder Überraschungen. Mit dem Archäologen Christian Behrer und dem Kunsthistoriker Timo Nüßlein arbeitet er sich von einer ungeklärten Frage zur nächsten: eine "Treppe ins Nichts", ein mit Stacheldraht verbarrikadierter Durchgang, ein einsturzgefährdeter Raum unter dem "Ehrentempel" mit einer seltsamen Telefonanlage. Welche Geheimnisse verbergen sich in der Tiefe?

Der benachbarte "NSDAP-Verwaltungsbau", in dem heute das Zentralinstitut für Kunstgeschichte seinen Sitz hat, das Haus der Kunst, das Wirtschaftsministerium, der Odeonsplatz mit der Feldherrenhalle - viele dieser von Nazi-Architekten gestalteten Bauwerke sind längst zum gewohnten und lange wenig hinterfragten Bestandteil des Stadtbilds geworden. Die ZDF-Dokumentation geht auch an Orte, die weniger bekannt sind. In das ehemalige Atelier des Nazi-Bildhauers Josef Thorak, das einstige Zwangsarbeiterlager Neuaubing oder in die Polizeiinspektion 22 am Prinzregentenplatz. Hier hat sich tatsächlich die ehemalige Privatwohnung Hitlers befunden.

Nürnberg, Zeppelintribüne: Hitler inszenierte sich auf dem Reichsparteitagsgelände, das ihm sein Lieblingsbaumeister Albert Speer in kürzester Zeit und daher auch nicht sehr haltbar und solide auf das Zeppelinfeld baute. Dringende Sanierungen der maroden Haupttribüne stehen an. Doch soll man die Überreste eines gebauten Machtinstruments der NS-Herrscher tatsächlich noch einmal für Millionen Euro teuer sanieren? Für die Dokumentation nehmen die Experten, Historiker Alexander Schmidt und Bauleiter Robert Minge, den Bau genau unter die Lupe.

* Böse Bauten: Hitlers Architektur im Schatten der Alpen III
Film von Kathrin Beck

Das Berchtesgadener Land ist ein beliebtes Urlaubsgebiet. Doch die idyllische Alpenlandschaft liegt im Schatten der NS-Vergangenheit. Der Obersalzberg war die zweite Schaltstelle der Macht neben Berlin - Hitlers zweiter Regierungssitz. Heute kaum vorstellbar, dass in dieser malerischen Bergkulisse einst ein Diktator und Massenmörder samt seinen NS-Größen auch Entscheidungen über Krieg und Holocaust traf. Alle Versuche, buchstäblich Gras über die NS-Vergangenheit des Obersalzberges wachsen zu lassen, konnten nicht verhindern, dass der geschichtsträchtige Ort bis heute eine große Anziehungskraft ausübt. Das Dokumentationszentrum Obersalzberg versucht vor Ort, der wachsenden Touristenströme Herr zu werden. Die Experten des renommierten Zentrums, Axel Drecoll und Albert Feiber, begeben sich mit dem ZDF auf Spurensuche zu den NS-Bauten am Obersalzberg.

Der Film begleitet die beiden Experten zu Hitlers ehemaligem Berghof, zur Theaterhalle, zum Kehlsteinhaus. Dabei stoßen sie auch auf Spuren, die wahrscheinlich Nazi-Nostalgiker hinterlassen haben. Die Experten wissen, historisch bedeutsame Orte müssen durch sie besetzt und historisch eingeordnet werden. Aber welche Orte genau? Und wie? Denn darüber gibt es auch heute noch Diskussionen.

Neben dem Kehlsteinhaus sind auch noch andere, weniger bekannte NS-Gebäude im Berchtesgadener Land nahezu im Originalzustand vorhanden. Der Berchtesgadener Bahnhof beispielsweise und die sogenannte "Kleine Reichskanzlei". Nicht nur das Gebäude selbst, sondern auch ein Teil der Einrichtung ist erstaunlicherweise noch aus der Zeit des Nationalsozialismus erhalten geblieben.

* Böse Bauten: Hitlers Architektur: Spuren vom Westwall bis zur Autobahn IV
Film von Katrin Beck

Auf Spurensuche in Westdeutschland: eine Autobahnbrücke aus dem Jahr 1938, abgestellt mitten auf einem Rastplatz, ein Einfamilienhaus, das auf den Panzersperren des sogenannten "Westwalls" steht, ein Schwimmbad voller Nazi-Symbolik und eine NS-Ordensburg, in der vor einer Nazi-Götzenfigur geheiratet wurde. Mitten in den grünen Wäldern der Eifel steht ein gigantischer steinerner Ausdruck des nationalsozialistischen Größenwahns: die ehemalige NS-Ordensburg Vogelsang. Die Schulungsstätte für den Nachwuchs des NSDAP-Führungskaders ist eines der größten noch erhaltenen Bauensembles aus der Zeit des Nationalsozialismus. Nicht gerade einfach, hierfür heute Nutzer zu finden.

Am Beispiel Nordrhein-Westfalens lässt sich zudem anschaulich ein anderer deutscher Topos aus den 1930er Jahren thematisieren: die "Reichsautobahn". Der ehemalige Denkmalpfleger und Autobahnexperte Christian Hoebel widerlegt einmal mehr die populäre Mär, dass die Autobahn eine Erfindung Adolf Hitlers gewesen sei. Mit ihm besichtigt das Team unter anderem eine Brücke, damals technologisch innovativ, die wohl erste Spannbetonbrücke der Welt sogar, heute funktionslos, mitten auf einem Rastplatz, ohne Straßenanbindung. Zudem kommt eine der letzten erstaunlich originalen Autobahnmeistereien aus der Zeit des Nationalsozialismus ins Bild, die Autobahnmeisterei Oelde im westfälischen Heimatstil.

Die Dokumentation begibt sich auch in die Kriegszeiten, zu den Relikten des sogenannten "Westwalls", macht sich auf die Suche nach Verteidigungsanlagen, nach Bunkern und Panzersperren, die den Vormarsch der Alliierten letztlich nicht aufgehalten haben. Um sie herum weiden heute mancherorts Kühe. Oder ein Ehepaar nutzt sie gar als Fundament ihres Hauses. Im Hürtgenwald analysiert der Bodendenkmalpfleger Wolfgang Wegener die deutlich sichtbaren Spuren des Zweiten Weltkrieges. Noch immer zeugen hier Funde von erbitterten militärischen Kämpfen zwischen amerikanischen und deutschen Truppen. Zu Tausenden starben hier die Soldaten im dichten Gehölz und heute noch werden die sterblichen Überreste Gefallener im Hürtgenwald gefunden. Erschütternde Schicksale in einer Geschichte, die sich nicht verdrängen lässt.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Mittwoch, den 28.11.2018 um 03:00 Uhr auf PHOENIX.