Länder-Menschen-Abenteuer

Im Schärengarten an Schwedens Westküste

Quelle: Pressebild (ARD)
Quelle: Pressebild (ARD)

Die Inseln vor Schwedens Westküste sehen aus, als seien sie von Riesenhand wahllos ins Meer geworfen. Die Küste von Göteborg bis zur Grenze Norwegens ist eine beeindruckende Landschaft. Segler schätzen das Revier wegen der vielen kleinen Buchten und Fjorde, in denen man sicher Anker werfen kann. Naturbegeisterte lieben die eigenartigen Felsformationen, die den Schären im Westen eine ganz besondere Atmosphäre geben. Die Küste ist karg, Wälder findet man in Meeresnähe kaum. Doch es ist nicht nur die Natur, die die Westküste prägt - Göteborg, Schwedens zweitgrößte Stadt, ist eines der wichtigsten wirtschaftlichen Zentren Nordeuropas.


Die Inseln vor Schwedens Westküste sehen aus, als seien sie von Riesenhand wahllos ins Meer geworfen. Die Küste von Göteborg bis zur Grenze Norwegens ist eine beeindruckende Landschaft. Segler schätzen das Revier wegen der vielen kleinen Buchten und Fjorde, in denen man sicher Anker werfen kann. Naturbegeisterte lieben die eigenartigen Felsformationen, die den Schären im Westen eine ganz besondere Atmosphäre geben. Die Küste ist karg, Wälder findet man in Meeresnähe kaum.

Doch es ist nicht nur die Natur, die die Westküste prägt - Göteborg, Schwedens zweitgrößte Stadt, ist eines der wichtigsten wirtschaftlichen Zentren Nordeuropas. Der Hafen exportiert so viele Güter wie kein anderer in Skandinavien, vor allem Autos und Container werden in Göteborg verladen. Jenny Ljungkvist arbeitet am Container-Terminal, als einzige Frau in dieser Männer-Domäne. In 80 Metern Höhe rangiert sie die Stahlkisten, immer unter Zeitdruck, weil die Schiffe schnell wieder auf große Fahrt gehen sollen. Lange hat es gedauert, bis Jenny sich ihren Platz unter den Hafenarbeitern erkämpft hat, inzwischen ist sie akzeptiert.

"Swebliss" lebt auch in Göteborg, mit dem Hafen hat sie allerdings nichts zu tun. Als Internet-Künstlerin verdient sie ihr Geld, Fans überall auf der Welt können ihren Alltag online live verfolgen. Können zusehen, wenn sie im Internet spielt, oder kommentieren, wenn sie sich in den schicken Boutiquen ein neues Outfit aussucht. "Swebliss" gehört zu den erfolgreichsten Streaming-Künstlern, die ihre Privatsphäre bewusst aufgeben, um im Internet ihr Auskommen zu finden.

Pia Hansson und ihr Mann Mikael leben ihren Traum dagegen nicht in der Großstadt, sondern auf einer kleinen Insel, auf Väderöarna. Früher war Väderöarna eine Lotsenstation; hier lebten fünf Familien in absoluter Abgeschiedenheit. Vor zehn Jahren haben Pia und Mikael eines der Häuser gekauft und zu einem kleinen Hotel umgebaut. Seitdem es sogar Duschen und Toiletten gibt, kommen ihre Gäste das ganze Jahr über. Aber bitte nicht zu viele! Vor allem Pia liebt die Ruhe auf ihrer Insel, wenn sie stundenlang auf ihrem Lieblingsfelsen sitzt, die Möwen und das Meer betrachtet. Dass es auf Väderöarna kaum Vegetation gibt, macht Pia und Mikael nichts aus. "Das ist das Flair der Westküste", sagt Mikael.

Etwas weiter nördlich im Örtchen Grebbestad hat Ola Dahlman sein berufliches Auskommen mit dem gefunden, was im Meer wächst und gedeiht: Seetang. Davon gibt es reichlich, und Ola backt damit Tang-Knäckebrot. Vor neun Jahren hat er seine Geschäftsidee in die Tat umgesetzt, inzwischen wird sein würziges Knäckebrot bis in die Hauptstadt Stockholm verkauft. Tang-Knäcke enthält besonders viele Vitamine, ist reich an Mineralien und Spurenelementen. Ola taucht einmal in der Woche vor der Küste und holt bis zu 100 Kilo Tang ins Boot. Dann muss das Seegras einen Tag lang trocknen, bevor es gemahlen und verbacken wird.

Auch rund um die Insel Ursholmen wächst der Seetang. Hier ist es allerdings verboten, die Pflanzen abzuschneiden, denn Ursholmen liegt im Nationalpark "Kosterhavet" nahe der norwegischen Grenze. Tero Härkönen ist hier im Einsatz. Der Meeresbiologe ist eine Kapazität unter den Seehundforschern. Tausend Tiere leben im Nationalpark, der Meeresbiologe beobachtet sie den ganzen Sommer. Er will wissen, warum vor zehn Jahren mehr als 10.000 Seehunde in der Ostsee an einem Virus starben. Bis heute hat sich der Bestand nicht vollständig erholt. Rund um Ursholmen finden sich inzwischen aber wieder reichlich Seehunde. Vor allem die vielen Jungtiere machen Tero Härkönen zuversichtlich. Ansonsten hält es der Forscher wie Viele an der schwedischen Westküste: Er genießt die Ruhe auf seiner Insel, wenn er abends am Lagerfeuer für seinen Assistenten und sich kocht. Strom gibt es nicht im Basislager der Seehundforscher, aber darauf verzichtet er gern angesichts der großartigen Natur. Film von Clas Oliver Richter

Die Sendung wird ausgestrahlt am Montag, den 27.08.2018 um 11:10 Uhr auf BR.