Campus Doku
Leben auf Pump - Schulden um jeden Preis?
Schulden sind Teil unseres Alltags und ganz normal, bei Privatpersonen ebenso wie bei Staaten. 38 Prozent der Deutschen haben schon mindestens einen Kredit aufgenommen.
Das Haus auf Raten, das Auto per Leasing, die Waschmaschine mit Null Prozent Zinsen finanziert - um sich was leisten zu können, leben immer mehr Menschen auf Pump. Doch die Zahl der überschuldeten Menschen steigt, und die Schuldnerberatungsstellen schlagen Alarm. Vor allem Jugendliche als neue, junge Schuldnergruppe machen zunehmend Sorgen. Aber warum leben eigentlich immer mehr Menschen über ihre Verhältnisse?
Fest steht, die Angebote der Kreditwirtschaft locken allerorts. Das System macht es Schuldnern erst möglich, durch leicht verfügbare Kredite in die Miesen zu geraten. Doch der "Angebotsseite" gegenüber steht eine Gesellschaft, die sich in zwei Gruppen aufteilt: 56 Prozent der Deutschen haben Schwierigkeiten mit ihren Finanzen. Die andere Gruppe haushaltet demgegenüber vernünftig. Die Wirtschaftswissenschaft stellt den Menschen deshalb heute selbst auf den Prüfstand, um den psychologischen Mechanismen beim Schuldenmachen auf den Grund zu gehen. Ihre Hypothese: Riskantes oder vernünftiges Geldausgeben ist auch Sache des individuellen Charakters, also dem Menschen in die Wiege gelegt.
Im Melessa-Experimentallabor der Universität München arbeiten Ökonomen und Psychologen interdisziplinär zusammen. Mit Reihentests an Studenten wollen sie herausfinden, welchen Einfluss die psychologische Kategorie des "Wartenkönnens", also der Geduld, auf das Geldausgeben hat. Ziel ist es, die alten auf Vernunft und Ratio aufgebauten Wirtschaftstheorien durch neue, realitätsnahe Forschungs-ergebnisse abzulösen. Auch im Züricher Neuroscience-Institut stehen die Emotionen im Fokus der Untersuchungen. Die Wissenschaftler sind sich einig. Sind die Gefühle positiv, können Entscheidungen gleich weniger überlegt und rational ausfallen.
Den Beweis führt das Schweizer Labor mittels transkranieller Magnetstimulation. Mit einem Magnetfeld wird der "Präfrontalkortex" vorübergehend lahm gelegt. Das ist das Hirnareal, welches den Menschen tendenziell vorsichtig handeln lässt. Die Tests zeigen: Dauerhafte Stimulation zieht riskantere Entscheidungen nach sich. Positive Bilder, wie die der Werbung, nutzen diesen Effekt und können deshalb fatal für Menschen sein, die sich von trügerischen Angeboten verleiten lassen.
Kein Ausweg aus den roten Zahlen? Die Dokumentation geht einer zentralen Frage nach: Warum leben eigentlich immer mehr Menschen über ihre Verhältnisse? Am Beispiel einer jungen Frau, die mithilfe einer Münchner Schuldnerberatung versucht, ihre Schulden in den Griff zu bekommen, zeigt der Film, wie Menschen in die Schulden geraten und wie sie lernen können, damit besser umzugehen. Campus-Doku stellt aktuelle Fakten und neueste Forschungsergebnisse zum Thema vor und diskutiert Wege aus der der allgegenwärtigen Schuldenmisere.
Die Sendung wird ausgestrahlt am Dienstag, den 17.07.2018 um 10:30 Uhr auf ARD alpha.
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