Land im Gezeitenstrom

Von der Waddenzee zum Ijsselmeer

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Ursprünglich war das Ijsselmeer eine riesige Nordseebucht mit pulsierenden Häfen: die Zuiderzee. Doch auch Jahrzehnte, nachdem es, von den Weltmeeren abgetrennt, zu einem Süßwassersee geworden ist, lebt hier die maritime Tradition. Irgendwie scheint die Zeit stehen geblieben zu sein in Orten wie Enkhuizen und Vollenhove, in Schokland und der ehemaligen Nordseeinsel Urk.


Die Niederlande sind durch die verschiedensten Landschaften geprägt. Im Norden die Waddenzee (das Wattenmeer) und die Friesischen Meere, im Süden das Zeeland-Delta und dazwischen das Ijsselmeer. Alles ist durch die Urgewalt des Wassers entstanden und vom Menschen geformt worden, der seit Jahrhunderten gegen Hochwasser, Sturm und Flut ankämpft.

Das Ijsselmeer ist in jüngerer Zeit entstanden. Vor 100 Jahren war es noch eine riesige Nordseebucht, die Zuiderzee, die vom Meer abgetrennt zu einem Süßwassersee geworden ist. Große Teile sind heute Polderland, liegen bis zu fünf Meter unter dem Meeresspiegel. Darüber liegen, nun weit im Binnenland, die alten Inseln Urk und Schokland. Schokland zählt zum UNESCO Weltkulturerbe. Urk wird von Menschen bewohnt, die noch immer ihr abgeschiedenes Inselleben führen. Sie bewirtschaften den alten Meeresboden um sich herum und stoßen beim Graben gelegentlich auf gestrandete Schiffe ihrer Vorfahren.

Rund um das Ijsselmeer, durch die Provinzen Nordholland, Flevoland und Overijssel, geht es in diesem Film um Menschen und Geschichten, die vom Gezeitenmeer geprägt sind, vom Leben am und mit dem Wasser. In Kampen ist es ein Zigarrenmacher. Früher, als Kampen noch ein Nordseehafen war, bezog er seinen Tabak aus dem Seehandel. Dann griffen die Gezeiten über die Ijssel weit ins Binnenland hinein, es wuchsen Orte wie Giethoorn aus der Moorlandschaft heraus, das "holländische Venedig".

Im Nationalpark De Weerribben findet man einen der seltensten Schmetterlinge Europas. Auf der Huisman-Werft in Vollenhove werden royale Jachten gebaut, Superschiffe aus modernsten Materialien für die Superreichen. Ganz anders geht es auf der Batavia-Werft auf dem jungen Flevoland Polder zu. Originalgetreu rekonstruiert man hier vom Segel bis zur Holzplanke historische Schiffe der Ostindien-Kompanie, die den Niederlanden im so genannten "goldenen Zeitalter" des 17. Jahrhunderts Weltruhm und Reichtum einfuhren. Einmal im Jahr treffen sich in Erinnerung daran die großen Frachtensegler zum Klipperrace, der größten Regatta auf dem Ijsselmeer.

Ihren Hauptsitz hatte die Ostindien-Kompanie in Amsterdam, dort, wo auch der Amsterdamer Pegel "erfunden" wurde, ein Höhenbezugspunkt, auf den sich noch heute Wasserstandsangaben und -berechnungen in Europa beziehen.

Der Film zeigt das älteste bespielbare Glockenspiel und seinen Klokkenisten, die künstliche Festungsinsel Pampus und den Beemster Polder.
Die Käseträger in Alkmaar und Edam sind stark und geschickt. Das Nordholländische Dünenreservat entpuppt sich als riesiger Trinkwasserfilter.
Die malerischen und früher sehr bedeutenden Orte Enkhuizen und Medemblik sind die Touristenstädte in der Provinz Nordholland. Ebenso geschichtsträchtig und anziehend ist Hoorn, die Stadt, aus der die waghalsigen Kap Hoorniers aufbrachen. Vorräte und Wasser für die lange Reise bunkerten sie auf der Reede vor Texel, der Nordseeinsel der strandräubernden Jütter und putzigen Schafe. Wenn sie einmal auf ihren Rücken gerollt sind, strampeln sie um ihr Leben. Eine skurrile Erscheinung, wie fast alle Begegnungen auf dieser Filmreise rund um das Ijsselmeer. Film von Manfred Schulz

Die Sendung wird ausgestrahlt am Montag, den 21.05.2018 um 14:00 Uhr auf Radio Bremen TV.