Es war einmal ...

Mustang - Filmreihe: Cannes 2018

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Mit ihrem autobiografisch geprägten Spielfilmdebüt "Mustang" landete die türkisch-französische Regisseurin Deniz Gamze Ergüven einen Erfolg auf den Filmfestspielen von Cannes 2015 bei Publikum und Kritik. "Es war einmal … Mustang" zeigt, wie sie in ihrem Film den Konflikt zwischen Tradition und Moderne verarbeitet, der die heutige türkische Gesellschaft spaltet, und welche Rolle die gesellschaftliche Stellung der Frau dabei spielt. In einer immer autoritärer anmutenden Türkei klingt das Aufbegehren der fünf jungen Schwestern gegen die erdrückende patriarchale Ordnung wie eine mitreißende Ode an die Freiheit.


"Mustang" ist der erste Spielfilm der türkisch-französischen Regisseurin Deniz Gamze Ergüven, der nach einer viel beachteten Premiere bei den Filmfestspielen von Cannes 2015 mehrfach ausgezeichnet und vom internationalen Publikum gefeiert wurde. Das poetische Märchen erzählt mal komisch, mal dramatisch vom Aufbegehren fünf junger Schwestern gegen die erdrückende patriarchale Ordnung in einem kleinen Dorf am Schwarzen Meer und beleuchtet so das Schicksal zahlreicher Frauen in der heutigen Türkei, deren Leben von männlicher Dominanz, Zwangsheirat und sexualisierter Gewalt geprägt ist. Einziger Ausweg: die Flucht aus dem Joch von Familie oder Ehe. Weltweit haben sich etliche Frauen in der Geschichte wiedererkannt.

"Es war einmal … Mustang" schildert anhand von Interviews und aktuellen Aufnahmen die Entstehungsgeschichte des mutigen Spielfilmdebüts, vom Verfassen des Skripts in Paris über die Dreharbeiten mit den fünf jungen Laiendarstellerinnen am Schwarzen Meer bis hin zum turbulenten Filmstart in der Türkei. Die Dokumentation geht auch auf die Demonstrationen von 2013 im Gezi-Park ein, bei denen sich zahlreiche Gegner des islamisch-konservativen Erdogan-Regimes versammelten: Ergüven erklärt, welche Anspielungen auf die Protestbewegung in ihrem Film versteckt sind.

So verbirgt sich hinter der scheinbar leichten Geschichte von "Mustang" ein sehr politisch engagierter Film, der die tiefe Spaltung eines Landes sichtbar macht, in dem Tradition, Patriarchat und Religion von modernen, säkularen und liberalen Bestrebungen erschüttert werden. Seit dem gescheiterten Putschversuch von 2016 verstärkt sich dieser Bruch durch das Abdriften der Türkei in ein autoritäres System, das ganz offen Frauenrechte und bürgerliche Freiheiten angreift. Darüber hinaus spiegelt sich in "Mustang" eine Zerrissenheit wider, die Deniz Gamze Ergüven als Tochter zweier Kulturen am eigenen Leib erfahren hat.
Dokumentation Frankreich 2018

Die Sendung wird ausgestrahlt am Mittwoch, den 16.05.2018 um 21:45 Uhr auf arte.