Der Feuertod und die Mauer des Schweigens

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Bis heute ist der Feuertod des Asylbewerbers Oury Jalloh in einer Dessauer Polizeizelle vor 13 Jahren nicht wirklich aufgeklärt. Über die Art der Aufarbeitung des Todesfalls in der Polizeizelle Dessau entbrennt eine neue politische Debatte. Man spricht vom Vertrauensverlust in den Rechtsstaat und von einer "Mauer des Schweigens".
"Exakt - Die Story" geht den Fragen nach: Wie entsteht eine solche Mauer des Schweigens? Welche inneren Strukturen verhindern Zivilcourage? Sind die Beschwerdestellen der Polizei wirklich unabhängig? Und welche Maßnahmen sind notwendig, um Polizeiarbeit besser zu kontrollieren?


Sechs unscheinbare Kartons, streng bewacht - in ihnen steckt offenbar Zündstoff. Denn es sind Akten über den bis heute nicht wirklich aufgeklärten Feuertod des Asylbewerbers Oury Jalloh in einer Dessauer Polizeizelle.
Der Rechtsausschuss des Landtages von Sachsen-Anhalt soll endlich Licht ins Dunkel bringen. Nach 13 Jahren, nachdem ein ehemals leitender Staatsanwalt in den Raum stellt, es könnte Mord gewesen sein.

Immer lauter werden die Vorwürfe. Von Versagen und mangelndem Aufklärungswillen ist die Rede, von "Pleiten, Pech und Pannen". "Erschreckende Falschaussagen", "schlampige Ermittlungen" kritisieren Prozessbeteiligte und Beobachter. Über die Art der Aufarbeitung des Todesfalls in der Polizeizelle Dessau entbrennt eine neue politische Debatte. Man spricht vom Vertrauensverlust in den Rechtsstaat und von einer "Mauer des Schweigens".

"Das ist der Code of Silence", sagt Rafael Behr, Polizeiwissenschaftler an der Akademie der Polizei Hamburg. "Dieses Schweigegelübde steht quasi als Mechanismus, um die Gruppe nach außen hin zu schützen. Polizisten sind eine Gefahrengemeinschaft, die sich gegenseitig schützt. Wer auspackt, gilt als Kameradenschwein. Und diese werden stärker sanktioniert als Täter." Polizisten bestätigen dem MDR - anonym - "wer was sagt, ist weg vom Fenster". Aus Angst ihren Job zu verlieren, "halten viele den Mund und kuschen."

"Exakt - Die Story" geht den Fragen nach: Wie entsteht eine solche Mauer des Schweigens? Welche inneren Strukturen verhindern Zivilcourage? Sind die existierenden Beschwerdestellen der Polizei wirklich unabhängig oder "zahnlose Tiger", wie Menschenrechtler bemängeln? Und welche Maßnahmen sind notwendig, um Polizeiarbeit besser zu kontrollieren?

"Die Wiederaufnahme des Verfahrens des Falls Oury Jalloh ist wichtig, damit nicht der Eindruck entsteht, hier wächst Gras über die Sache und wir können weitermachen wie bisher", sagt Prof. Behr. Das sei notwendig, um Polizei und die Zivilgesellschaft wachzuhalten.

Die Autoren Katrin Hartig und Johannes Batzdorf sprechen u.a. mit Whistleblowern, Prozess-Beteiligten, verantwortlichen Politikern und Experten.
Film von Katrin Hartig und Johannes Batzdorf aus der Reihe "Exakt - Die Story"

Die Sendung wird ausgestrahlt am Mittwoch, den 16.05.2018 um 00:00 Uhr auf tagesschau24.

16.05.2018
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Schlagwörter:Dokumentation/Reportage, Recht/Justiz
Alternative Ausstrahlungstermine:
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12.05.2018 18:30 Uhr tagesschau24