Propaganda 3.0 - Putin und der Westen

Dokumentarfilm Frankreich 2017 - Thema: Präsidentschaftswahl in Russland

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Hacker, Trolls und Russia Today - die russische Regierung versucht, mit Medienbeiträgen politischen Einfluss zu nehmen. Nachdem der Kalte Krieg Anfang der 90er Jahre beendet schien, ist der Konflikt zwischen Ost und West wieder aufgeflammt. Personen und Einrichtungen, die bisher im Verborgenen agierten, gehen zur Offensive über. So überschwemmte der "Master-Troll" des Kreml Facebook in Frankreich und den USA mit Beiträgen. Die Staatsmedien Russia Today - nun RT - und Sputnik haben im französischen Präsidentschaftswahlkampf für Marine Le Pen getrommelt, wie die Chefredakteurin Margarita Simonjan selbst einräumt.


Russland fühlt sich an seinen Grenzen bedroht und ist durch die internationalen Sanktionen geschwächt. Darum versucht der Kreml, mit einem medialen Krieg Europa und die USA zu spalten. Die investigative Dokumentation liefert Einblicke in die Funktionsweise der gesteuerten Einflussnahme mithilfe von Trollen, Mediennetzwerken oder diskreten Bankern.

Die wichtigsten Waffen des Kremls sind zwei internationale Staatsmedien: der Fernsehsender RT (Russia Today) und das Nachrichtenportal Sputnik. Allen Erklärungen des russischen Präsidenten über Neutralität und Nichteinmischung zum Trotz betrieben diese beiden Medien Wahlkampf für Marine Le Pen. Der Front National ist für die Russen von grundlegender Bedeutung. Vorwürfe des französischen Präsidenten Macron im Juni 2017 vor Journalisten in Versailles konterte Putin mit der Aufforderung: "Legen Sie Beweise vor!"

In der Dokumentation wird die Rolle von Konstantin Rykow, einem der mächtigsten russischen Internet-Trolle, genauer unter die Lupe genommen. Während des US-Wahlkampfs von Donald Trump überschwemmten russische Online-Provokateure, die in Trollfabriken arbeiten, Facebook und Twitter mit Fake News. Rykow ist ein neuer Typus des russischen Influencers: ein Hacker und Hipster, der mit Pornografie im Internet reich geworden ist. Und der heimlich dem Kreml dabei hilft, den Front National zu instrumentalisieren. So wurden zwei geheime Treffen zwischen Marine Le Pen und Putin bekannt, die gleichzeitig mit der Bewilligung von zwei großen Krediten russischer Banken für den Front National stattfanden. Nach Aussagen von FN-Politiker Jean-Luc Schaffhauser, der diese Kredite aushandelte, sei Putin eingeweiht gewesen.

Der Front National ist nicht die einzige nationalistische, EU-feindliche Partei, zu der Russland Beziehungen geknüpft hat. Der erzkonservative Oligarch Konstantin Malofejew erzählt, wie er Bewegungen wie die Gegner der Homo-Ehe von der "Manif pour Tous" - die mit der "Demo für Alle" auch einen Ableger in Deutschland hat - unterstützt hat. Er versucht, ein grenzübergreifendes rechtsextremes Netzwerk in Frankreich, Österreich und Deutschland aufzubauen. Alexander Gauland, Parteivorsitzender der AfD, gibt zu, dass er auf Einladung Malofejews einen Berater von Putin getroffen habe.

Die Dokumentation liefert Berichte und Belege zu einem Krieg, dessen Beteiligte es verstehen, ihre Spuren sorgfältig zu verwischen. * Thema: Präsidentschaftswahl in Russland
Hacker, Trolls und Russia Today - THEMA am Dienstag untersucht zu den russischen Präsidentschaftswahlen, welchen Einfluss Putins Medienpolitik weltweit ausübt. Handelt es sich nach dem Kalten Krieg, der zunächst überwunden schien, nun um einen Medienkrieg? Um einen Kalten Krieg 3.0? Und wie steht es um die Pressefreiheit im Inneren des Landes? Mit welchen Mitteln gelingt es dem Moskauer Fernsehsender "Doschd", auf deutsch "Regen", andere Themen zu setzen und auch der Opposition eine Stimme zu geben? Auf welche Hindernisse stößt der kleine Sender?
Auch wenn die Chancen der Opposition bei den Wahlen gering sind - THEMA widmet ihr einen tiefgründigen Dokumentarfilm in dessen Zentrum der junge Anwalt und Politiker Alexej Nawalny und seine Bewegung stehen. 18 Jahre nachdem Wladimir Putin erstmals den Kreml erobert hatte, richtet sich die Wut der Jugend gegen die allgegenwärtige Korruption. Den jungen Leuten, die sich auf die Straße wagen, geht es um Rechtsstaatlichkeit und wirtschaftliche Entwicklungsperspektiven. Ihre Proteste zeigen, dass es signifikante Gruppen der russischen Gesellschaft gibt, die nicht hinter Putin stehen. Der charismatische Oppositionelle hat bereits mehrfach gezeigt, dass er in der Lage ist, die politische Lähmung aufzubrechen, die das Land erfasst hat. Seit 2011 ist es ihm dreimal gelungen, die gesellschaftliche Atmosphäre wesentlich zu verändern. Russland vor den Wahlen - THEMA liefert wichtige Hintergründe.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Freitag, den 16.03.2018 um 09:45 Uhr auf arte.

16.03.2018
09:45
Livestream
Audio-Format:stereo
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Audio-Beschreibung: nein
Hörhilfe: nein
HDTV: ja
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Schlagwörter:Dokumentation/Reportage, Russland, Politik, Medien, Digitale Welt
Alternative Ausstrahlungstermine:
20.03.2020 09:40 Uhr arte
17.03.2020 21:45 Uhr arte
16.03.2018 09:45 Uhr arte
13.03.2018 20:15 Uhr arte