Als das Gewissen geprüft wurde

Film von Knut Weinrich

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Ja oder nein zum Kriegsdienst an der Waffe? Diese Frage beschäftigte jahrzehntelang hunderttausende junger Männer in West- und Ostdeutschland. Es war ein großes Thema, das Familien unter Druck setzte und die Gesellschaft einst auch spaltete.

In unserer Dokumentation erzählen wir die Geschichte eines Bausoldaten, der in der damaligen Großkaserne Prora auf Rügen kaserniert war. Wir treffen einen Verweigerer, der der erste in seinem Heimatdorf war und sich an die quälenden Verfahren der Gewissenprüfung erinnert. Und wir begleiten einen westdeutschen Totalverweigerer auf seiner Reise in die Vergangenheit.


Ja oder nein zum Kriegsdienst an der Waffe? Diese Frage beschäftigte jahrzehntelang hunderttausende junger Männer in West- und Ostdeutschland. Es war ein großes Thema, das Familien unter Druck setzte und die Gesellschaft einst auch spaltete. Dabei schien das Grundgesetz der Bundesrepublik eindeutig und legte fest: "Niemand darf gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst mit der Waffe gezwungen werden." Die Verweigerung hätte also unproblematisch sein müssen. Doch das Gegenteil war der Fall. Verweigerer wurden besonders in den 1970er und 80er Jahren von staatlichen Stellen geradezu drangsaliert. In inquisitorischen Verfahren wurde ihr Gewissen geprüft. Besonders berüchtigt waren die sogenannten Notwehr-Fragen der Gewissensprüfer: "Stellen Sie sich vor, Sie gehen mit ihrer Freundin im Wald spazieren. Plötzlich springt eine Horde Russen hinter einem Busch hervor und will ihre Freundin vergewaltigen. Sie haben eine Maschinenpistole dabei: Was tun Sie?"

Wer die Gewissenprüfung bestand, der wurde Zivildienstleistender und galt viele Jahre der Mehrheit als Drückeberger. Es dauerte, bis die Zivis akzeptiert waren. In der DDR gab es keinen Zivildienst, aber mutige, junge Männer, die nicht an der Waffe dienen wollten. Sie mussten dennoch zur Nationalen Volksarmee. Als Bausoldaten. Sie wurden wie Staatsfeinde behandelt und mussten dennoch für ihn schuften.

In unserer Dokumentation erzählen wir die Geschichte eines Bausoldaten, der in der damaligen Großkaserne Prora auf Rügen kaserniert war. Wir treffen einen Verweigerer, der der erste in seinem Heimatdorf war und sich an die quälenden Verfahren der Gewissenprüfung erinnert. Und wir begleiten einen westdeutschen Totalverweigerer auf seiner Reise in die Vergangenheit. Totalverweigerer lehnten auch den Zivildienst ab, da er im Kriegsfall dazu beiträgt, die "Heimatfront" aufrecht zu erhalten. Als jemand, der jeden Dienst für den Krieg ablehnt, wurde er zu acht Monaten Haft verurteilt.
Parallel zu den Biografien erweckt die Dokumentation - mit eindrücklichem Archivmaterial - das gesellschaftliche Klima und politische Auseinandersetzungen wieder zum Leben. Aus der Reihe "Geschichte im Ersten"

Die Sendung wird ausgestrahlt am Freitag, den 16.03.2018 um 21:17 Uhr auf tagesschau24.