Bekannt im Land

Liebe auf dem Land

Wie lernten sich früher auf dem Dorf zukünftige Ehepartner kennen, als es noch keine Disco, geschweige denn Internet gab? Wie wurden Hochzeiten gefeiert? Und wie reagierte man im Dorf, wenn eine ledige Frau ein Kind gebar? Eine Entdeckungsreise rund um das Thema Liebe in der Ära der Groß- und Urgroßeltern.
Viele Schwarz-Weiß-Aufnahmen und einzigartiges historisches Archivmaterial ergänzen die Erzählungen und Bilder von heute.


Wie lernten sich früher auf dem Dorf zukünftige Ehepartner kennen, als es noch keine Disco, geschweige denn Internet gab? Wie wurden Hochzeiten gefeiert? Und wie reagierte man im Dorf, wenn eine ledige Frau ein Kind gebar? Eine Entdeckungsreise rund um das Thema Liebe in der Ära der Groß- und Urgroßeltern.

Meist galten auf dem Land früher sehr viel strengere Regeln als heute, Als es zum Beispiel noch ein Problem war, wenn sich eine Katholikin in einen Protestanten verliebte. Die Autoren Holger Wienpahl und Elmar Babst sind durch Rheinland-Pfalz gefahren und haben sich von Zeitzeugen erzählen lassen, wie das damals auf den Dorffesten war, wenn die erste großen Liebe entflammte. Kirchweih, Jahrmärkte oder traditionelle Feste waren die Höhepunkte im Jahr und galten als Heiratsbörsen, wo sich Paare finden konnten.

In der Nachkriegszeit des letzten Jahrhunderts kam die Mode der Tanzschule in den kleinen Orten an. Bärbel Moser aus Landau erinnert sich, wie die Tanzlehrer mit Fahrrad und Grammofon auf dem Gepäckträger in die Dörfer fuhren und die "neue" Musik mitbrachten. Auch öffentliche Hochzeiten waren Gelegenheiten anzubandeln. "Eine Hochzeit gibt die nächste", war das Sprichwort, denn die Ledigen gingen im Brautzug paarweise hinter dem Brautpaar in die Kirche und blieben auch beim Essen und Tanz beieinander. Pech, wer wegen eines Trauerfalls in der Familie dann nicht tanzen durfte. Ein Jahr lang, so befahl es der Brauch.
Die Kirche hatte in der Dorfgemeinschaft generell in Liebes-Dingen ein wichtiges Wort mitzureden.

In erzkonservativen Landstrichen wurden Frauen geächtet, wenn sie bei der Eheschließung schon schwanger waren: Sie mussten ein schwarzes Brautkleid tragen, wie Pfarrer Norbert Kaiser aus Hettenleidelheim in der Pfalz schildert. Die Liebe der Eltern zu den Kindern trug mitunter harte Züge. Kinder wurden sogar "verschenkt" - als Baby weggegeben, weil das Geld in den armen Landstrichen von Rheinland-Pfalz wie der Eifel nicht reichte, um alle am Tisch satt zu kriegen. Ein Schicksal, dem Andreas Mohr aus Gillenfeld/Eifel ausgeliefert war. Die Kinder von deutschen Frauen und farbigen amerikanischen Soldaten, sogenannte GI-Babys, durchliefen häufig ein Martyrium.

Wer anders aussah, wurde gehänselt, so erlebte es Charles Böß aus Worms als Kind. Viele Schwarz-Weiß-Aufnahmen und einzigartiges historisches Archivmaterial ergänzen die Erzählungen und Bilder von heute.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Montag, den 08.01.2018 um 07:35 Uhr auf SWR.