Wenn Eltern zu Fremden werden - Tabu Kontaktabbruch

Exakt - Die Story

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

"Es ist immer dieser Stich ins Herz", sagt Anne aus Magdeburg. Sie hat jahrelang vergeblich gehofft, dass sie und ihre Mutter nach der Scheidung der Eltern einen guten Kontakt bekommen. Irgendwann brach sie den Kontakt mit der Mutter ab. Ein Befreiungsschlag, sagt sie.
Kontaktabbruch - ein Thema mit vielen Facetten. Expertin Claudia Haarmann gibt Antworten zu den grundlegenden Fragen des Lebens: Was löst diese Funkstille zwischen Eltern und erwachsenen Kindern aus? Unter welchen Umständen können Menschen nach einem Kontaktabbruch wieder zusammen finden? Und wenn das nicht geht: Wie kann man lernen, mit der Funkstille zu leben?


"Es ist immer dieser Stich ins Herz", sagt Anne aus Magdeburg. Sie hat jahrelang vergeblich gehofft, dass sie und ihre Mutter nach der Scheidung der Eltern einen guten Kontakt bekommen. Irgendwann brach sie den Kontakt mit der Mutter ab. Ein Befreiungsschlag, sagt sie. Eine Notbremse, sagt Psychotherapeutin und Autorin Claudia Haarmann - und ein Phänomen der Zeit. Heutige Generationen stellen Beziehungen eher auf den Prüfstand. Sie lösen sich damit aus einer konfliktbeladenen Beziehung und haben auch die finanziellen Möglichkeiten, zu gehen. Um einen hohen Preis, so Haarmann: "Ein Kind, das den Kontakt zu den Eltern abbricht, kappt seine Wurzeln, es kappt seine Herkunft."
Wenn Eltern und Kinder nicht mehr miteinander reden, dann ist das schmerzlich für beide Seiten. Wie oft das in Deutschland geschieht, darüber gibt es keine Zahlen. Es ist ein Tabuthema mit hoher Dunkelziffer. Soziologen sagen, die Beziehungen zwischen Eltern und erwachsenen Kindern seien gut wie nie. Umso schmerzlicher, wenn es eben nicht so ist. Nach MDR-Recherchen gibt es inzwischen ein dichtes Netz von Selbsthilfegruppen "Verlassener Eltern und Großeltern". Dort finden Betroffene Trost, weil sie merken, sie sind nicht allein und können über ihre Schuldgefühle und Verletzungen sprechen.
"Exakt - Die Story"-Autorin Katrin Hartig taucht ein in schwierige Familienbeziehungen: Sie begegnet in Magdeburg einer erwachsenen Tochter, für die die Trennung von der Mutter noch immer ein Thema ist, auch nach dem Kontaktabbruch. Sie trifft eine trauernde Mutter in Halle, deren Sohn - wie sie sagt - "aus heiterem Himmel" den Kontakt abgebrochen hat. Sie erlebt einen erwachsenen Sohn in Berlin, der den Kontakt zu seinen Eltern zwar nicht abbricht, aber unter der "Familienwunde" leidet, dem kalten Elternhaus. Unter dem Pseudonym Martin Osterberg hat er seine Probleme im Buch "Das kalte Haus" beschrieben. In Sande bei Wilhelmshaven trifft Katrin Hartig Stephan Dargel. Der 51-Jährige hat seit 20 Jahren keinen Kontakt mehr zur Mutter. Nun soll er Elternunterhalt zahlen. Verwandte in gerade Linie sind verpflichtet, einander Unterhalt zu gewähren, so ist das Gesetz. Er fühlt sich doppelt betrogen: "Einmal um meine Mutter und dann soll ich anschließend auch noch dafür bezahlen, dass ich sie nicht hatte. Das tut schon weh." Film von Katrin Hartig

Die Sendung wird ausgestrahlt am Donnerstag, den 14.12.2017 um 02:35 Uhr auf MDR.

14.12.2017
02:35
Livestream
Audio-Format:stereo
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Farbe:farbe
Audio-Beschreibung: nein
Hörhilfe: ja
HDTV: ja
Logo-Event: nein
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Schlagwörter:Dokumentation/Reportage, Menschen im Alltag, Psychologie
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