Grenzflieger

Als der Himmel noch geteilt war

Quelle: Pressebild (ard2017)
Quelle: Pressebild (ard2017)

Bis 1989 gab es über 400 Irrflüge von grenznahen Flugplätzen in Niedersachsen oder Schleswig-Holstein, meist ausgelöst durch schlechte Sichtverhältnisse oder Wetterturbulenzen. Diese harmlosen Fehlflüge wurden von der DDR als "Verletzung der Staatsgrenze" gewertet, oft mit dramatischen Folgen: monatelange Inhaftierungen der Piloten, Häftlingsfreikauf und hohe Rückführungskosten der Flugzeuge. Der Film dokumentiert die Schicksale von zwei Familien aus Bad Schwartau und Lüneburg, die von einem auf den anderen Tag in den Strudel des Ost-West-Konflikts gerieten.


In der NDR Reihe "Unsere Geschichte" behandelt die Dokumentation "Grenzflieger" erstmals ein bislang nahezu unbekanntes Kapitel der deutschen Teilung: die zahlreichen unfreiwilligen Grenzübertritte von West nach Ost mit westdeutschen Kleinflugzeugen.

Bis 1989 wurden über 400 Irrflüge dokumentiert, meist ausgelöst durch schlechte Sichtverhältnisse oder Wetterturbulenzen, wenn Piloten von grenznahen Flugplätzen in Niedersachsen oder Schleswig-Holstein starteten.

Diese harmlosen Fehlflüge wurden von der DDR als "Verletzung der Staatsgrenze" gewertet, oft mit dramatischen Folgen: monatelange Inhaftierungen der Piloten in DDR-Gefängnissen, Auslieferungsverhandlungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR bis hin zum Häftlingsfreikauf und hohe Kosten für die Rückführung der Flugzeuge.

Auf einer breiten Basis von Stasidokumenten, Presseberichten und Unterlagen des Bundesgrenzschutzes dokumentieren die Autoren Anne Kathrin Thüringer und Hans-Jürgen Büsch die Schicksale von zwei Familien aus Bad Schwartau und Lüneburg, die von einem auf den anderen Tag in den Strudel des Ost-West-Konflikts gerieten.

Die Grenzüberflüge passierten 1970, einem ereignisreichen und hochbrisanten Jahr in den deutsch-deutschen Beziehungen. Die Entspannungspolitik und der "Wandel durch Annäherung" von Willy Brandts sozial-liberaler Bundesregierung standen noch am Anfang und waren hoch umstritten. Im April hatte gerade das erste Treffen zwischen Brandt und dem Vorsitzenden des Ministerrates der DDR Willi Stoph stattgefunden. Im Sommer und Winter 1970 wurden dann mit dem Warschauer und dem Moskauer Vertrag die Grundlagen der Neuen Ostpolitik gelegt.


Politische Zeitzeugen wie Ludwig Rehlinger, ehemaliger Staatsekretär im Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen, und ein ehemaliger NVA-Generalleutnant äußern sich zu den Gefahren, die solche "Grenzverletzungen" für die brisanten Verhandlungen darstellten.

Vor diesem Hintergrund zeigt der Film die politischen Gräben und das Misstrauen im Vorfeld der Ostverträge. Eine Zeit, in der selbst ein "unfreiwilliger" Grenzübertritt hochpolitisch war, denn er fand am 13. August, dem neunten Jahrestag des Mauerbaus, statt. In dieser Zeit konnte ein defekter Kompass einen segelflugbegeisterten Textilkaufmann aus Bad Schwartau in eine Einzelhaftzelle in Ostberlin bringen und es war möglich, dass eine Cessna mit fünf an Keuchhusten erkrankten Kindern aus Lüneburg an Bord von sowjetischen MiGs mit Schüssen vom Himmel geholt wurde.

Darüber hinaus zeigt die Dokumentation, mit welcher Akribie die Stasi die sogenannten "Luftraumverletzer" und deren Familien selbst im Westen ausspionierte und mit welchen Traumata die Betroffenen bis heute leben.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Freitag, den 13.10.2017 um 23:15 Uhr auf tagesschau24.

13.10.2017
23:15
Livestream
Audio-Format:stereo
Bild-Format:16:9
Farbe:farbe
Audio-Beschreibung: nein
Hörhilfe: ja
HDTV: nein
Logo-Event: nein
VPS:1507929240
Schlagwörter:Dokumentation/Reportage, Deutschland, Geschichte, DDR
Alternative Ausstrahlungstermine:
13.10.2017 23:15 Uhr tagesschau24
03.10.2017 13:15 Uhr tagesschau24
30.09.2017 09:15 Uhr tagesschau24
22.11.2015 09:45 Uhr Phoenix