Das Ende der Guerilla

Kolumbiens langer Weg zum Frieden

Quelle: ARD-Pressebild
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Kommandant Ramiro Cortez klagt: "Wir haben unseren Teil des Friedensvertrags eingehalten, doch der Staat tut nichts." Längst müsste Kolumbien Häuser, Straßen und Toiletten für die Guerilla-Camps bauen, doch es geschieht kaum etwas. Die Abgabe der Waffen ist noch nicht geschehen, weil Container fehlen, um sie einzusammeln. Sowieso sind viele der Camps nur schwer erreichbar. Die Guerilleros werden misstrauisch.
Richtig wütend sind die Bauern, die um das Camp herum leben. Sie sollen - auch das Teil des Friedensvertrags - ihre Koka-Pflanzen vernichten. Doch keiner tut es. Adolfo Lopez, einer der lokalen Führer, sagt: "Wir haben keinen Vertrag unterschrieben und können Koka erst vernichten, wenn wir von legalen Produkten leben können." Doch Kaffee oder Kakao bringen nur einen Bruchteil des Profits von Koka. Der Lebensstandard vieler Bauern steht auf dem Spiel, sollte Koka verschwinden.Rückblick: Im Oktober 2016 stimmte eine knappe Mehrheit der Kolumbianer mit "Nein". Der über fünf Jahre mühsam ausgehandelte Friedensvertrag drohte zu kippen. Damals entschied sich Juana Oberlander, zu handeln. Mit Freunden rief sie Bürger auf, der Farc-Guerilla Briefe zu schreiben - als Zeichen der Solidarität. Mehr als 700 Briefe sind inzwischen im Dschungel angekommen und mehr als 200 Farc-Kämpfer haben bereits geantwortet. Es sind Brieffreundschaften des Friedens. Jetzt wo der Friedensvertrag in trockenen Tüchern ist, können sich die Verfasser der Briefe sogar persönlich treffen - in einem der Übergangslager der FARC. Dort sind viele der Kämpferinnen schwanger oder haben gerade Kinder bekommen. Der Übergang in ein ziviles Leben scheint für die Kämpfer unumkehrbar.
Außerhalb der Übergangslager haben viele Bauern Angst. Seit die FARC auf Friedenskurs sind, kommen immer öfter neue Gruppen in das Koka-Gebiet: Paramilitärs dringen nachts in Wohnungen ein und bedrohen Bauern. Oft töten sie Anführer und Aktivisten. Sie wollen das Geschäft mit Koka übernehmen, Steuern eintreiben und vom "Frieden" profitieren. Adolfo erinnert dies an die Zeit zwischen 2003 und 2009, als Paramilitärs Bauern folterten, töteten und Madrigales terrorisierten. Die Spuren der Kämpfe sind in dem Dorf dort zu sehen, wo viele Häuser Einschusslöcher besitzen.
Die Vereinten Nationen kritisieren, dass immer mehr kriminelle Gruppen wie rechtsgerichtete Paramilitärs in das Machtvakuum stoßen. Allein 2017 wurden nach Angaben von NGOs 17 Menschenrechtler umgebracht. Sie sind den Paras schutzlos ausgeliefert. Die Regierung tut kaum etwas und hat wohl nicht genug Macht, um die Aktivisten zu schützen. Vor drei Wochen erst wurde ein Bauer auf offener Straße von einem maskierten Mann erschossen. Seine Frau trauert und hat Angst, dass die Sicherheitslage sich weiter verschlechtert. Sie will aus Furcht vor Racheaktionen anonym bleiben. Es scheint, als ob die Bauern in Kolumbien den Preis für den Frieden zahlen.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Samstag, den 19.08.2017 um 23:45 Uhr auf Phoenix.