Angekommen in Hessen (2)

Ein Hessenreporter von Antonella Berta

Quelle: ARD-Pressebild
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Sie heißen Abdulsalem, Basam, Jinan, Sharif. Sie sind vier von den mehr als hunderttausend Geflüchteten, die seit 2014 nach Hessen gekommen sind und hier leben. Ihre Flucht vor Krieg, Terror oder der Diktatur liegt inzwischen einige Jahre zurück, in Hessen haben sie ein neues Leben angefangen, und sie möchten hier bleiben. Doch es gibt viele Hürden. Der Wohnraum ist knapp, Freunde finden schwierig. Einige haben ehrenamtliche Helfer an ihrer Seite, andere müssen sich alleine herumschlagen mit der Bürokratie des Neuanfangs.
Der "Hessenreporter" hat sie zum Teil über mehrere Jahre mit der Kamera begleitet und zieht Bilanz: Wie geht es "den Neuen" in Hessen? Sind sie inzwischen ein Teil dieses Bundeslands geworden? Notunterkünfte waren die große Herausforderung, als sie ankamen, jetzt sind viele auf Wohnungssuche. Oft sind schon ihre fremdländischen Namen abschreckend für potenzielle Vermieter. Basam Arob aus Syrien hat das mehrfach erfahren. Er verdient gutes Geld als Koch und spricht gut Deutsch. Unzählige Wohnungen hat er schon besichtigt, aber nie eine Zusage bekommen. Er verzweifelt, kann keine Absage mehr verkraften und überlegt sich sogar, zurück nach Syrien zu ziehen. Denn ohne eine Wohnung kann er seine Verlobte nicht hierher holen. Und das ist sein großer Traum: ein Leben in Frieden - zu zweit. Sharif Quraishi, Anfang zwanzig, hatte mehr Glück. In Rosbach in der Wetterau fand er Job und Wohnung. Aber bei ihm ist unsicher, ob er bleiben kann, er kommt aus Afghanistan. Obwohl ihn seine Kollegen sehr schätzen, macht er sich am liebsten unsichtbar, um Ärger zu vermeiden. Sein ehrenamtlicher Betreuer versucht, ihm den Weg in die deutsche Gesellschaft zu erleichtern. Kommt er voran? Sport kann integrieren, wie in Eschwege. Flüchtlinge haben den Fußballverein gerettet. Abdulsalem Suleiman aus Äthiopien ist inzwischen Kapitän des FC Eschwege geworden. Trotz Ramadan spielt er mit seiner ganzen Kraft im letzten Spiel der Saison, in dem es sich entscheidet, ob der Verein in die A-Liga aufsteigt. Er hat Glück, auf dem Land konnten er und seine Familie Freunde, Wohnung und eine Perspektive für ein Leben in Deutschland finden. Auch die Ärztin Jinan Almaneei und ihre beiden Söhne haben sich gut in Hessen eingelebt und Pläne für die Zukunft. Nach jahrelangem Warten haben sie nun endlich einen Termin für die Gerichtsverhandlung über die Anerkennung ihres Asylantrags. Werden sie endlich Klarheit bekommen? Wie gut haben sich Flüchtlinge integriert, und was brauchen sie dazu? Wie kommen sie mit unseren Werten zurecht, mit unserem Essen und unseren Gepflogenheiten, mit Nachbarn, Kollegen, Mitspielern? Und wie weit reicht das Engagement der Ehrenamtlichen? Können sie auf Dauer abfedern, was Ämter und Behörden nicht leisten können?
Antonella Berta zieht eine Bilanz, fast zwei Jahre nach dem umstrittenen "Wir schaffen das" der Kanzlerin. Also: Was hat Hessen bisher geschafft?
Die Reportage erzählt lebensnah und einfühlsam von Abdulsalem, Basam, Jinan und Sharif, die in Hessen heimisch werden möchten.

Die Sendung wird ausgestrahlt am Sonntag, den 20.08.2017 um 18:30 Uhr auf HR.